Umgebindehäuser und Spreewald

Spree von Löbau bis Alt Schadow, Berlin

Vorgeschichte

"Nein, Du fährst nicht mit dem Fahrrad nach Paris!" sagte meine Frau, als ich ihr eröffnete, dass ich in diesem Jahr den Paneuroparadweg von Nancy bis nach Paris weiter fahren wollte.
Ja und was dann?
"Such Dir einen anderen schönen Radweg, in Deutschland gibt es sicher genug."
Dann kam mir ein Arbeitskollege in den Sinn, der vor einiger Zeit den Oder- und den Spreeradweg gefahren ist und da die Spreequellen rund um Löbau zu finden sind und es auf dem Weg dorhin noch die interessanten Umgebindehäuser in Obercunnersdorf zu sehen gibt, war ich von der Alternative letzlich überzeugt.
Seit der Wende hat Ettlingen mit Löbau partnerschaftliche Beziehungen, warum sollte man nicht einmal diese Partnerstadt besuchen?

für den interessierten Leser

Zur Einstimmung hat Wikipedia einige Informationen über die Umgebindehäuser, die Spree usw. zu bieten.
Umgebindehaus
Spree
Spreewald
Was auch noch interessant ist, ist die Geschichte der Sorben, die im 8. und 9. Jahrhundert das Gebiet zwischen Neiße und Saale besiedelt haben. Nach einer leidvollen und wechselhaften Geschichte wurden die Sorben 1968 als nationale Minderheit anerkannt, mit eigener Sprache und einigen juristischen Regelungen, mit eigener Kultur und Wissenschaft, man merkt das daran, dass alle Ortsbezeichnungen zweisprachig sind. Als Sprache gibt es das Obersorbisch (dem Tschechisch angelehnt) und das Niedersorbisch (dem Polnisch angelehnt), allerdings wird die Sprache nur noch in geringem Maße als Umgangssprache benutzt.

sorbische Tracht

Auf einzelne Punkte werde ich vielleicht unterwegs noch näher eingehen.

Der Spreeradweg hat auch noch einen separaten Link.

Samstag, 04.07.2009 Anreise mit dem City Night Line

Von Karlsruhe aus gibt es einen doppelten Nachtzug nach Berlin und Prag mit Fahrradtransport; der Teil nach Prag fuhr über Dresden, von dort fuhr der Nahverkehrszug nach Löbau und wenn man sich frühzeitig um eine Fahrkarte bemüht, ist es auch nicht allzu teuer.

Fast war ich etwas zu spät dran, mein Wunschzug 2 Tage früher war schon ausgebucht, so dass ich auf die Nacht von Samstag auf Sonntag ausweichen musste, zurück wollte ich mit dem anderen Zugteil von Berlin fahren, auch da gab es nur noch für den Zug von Donnerstag auf Freitag günstige Fahrkarten, also war der zeitliche Rahmen abgesteckt.

Mein Schwerpunkt lag auf den Umgebindehäusern und dem Spreewald, nach Berlin würde ich dann von unterwegs irgendwo mit dem Zug fahren.

Der Zug fuhr um kurz nach 23 Uhr, ich machte mich pünktlich auf den Weg, Rita wollte mir mit dem Gepäck helfen. Kurz vor dem Bahnhof fiel mir ein, dass ich gar keinen Personalausweis dabei hatte. Also fuhr Rita noch einmal nach Hause, zum Glück hatten wir genug Zeit eingeplant, so dass es gerade noch so langte.

Natürlich war mein Platz besetzt, ich dachte eigentlich es gäbe nur reservierte Plätze für den Zug, mit viel "sorry" wurde mein Platz geräumt.
In Fulda wartete der Zug etwa 2 Stunden, eine Zeit, in der man einigermassen ruhig schlafen konnte.
Beim Umsteigen in Dresden-Neustadt musste ich mein vollbepacktes Fahrrad die Treppe runter und wieder rauf tragen, um zum Regionalzug zu kommen.

Sonntag, 05.07.2009 Löbau - Bautzen (ca. 81 km)

Loebau Bahnhof Loebau Rathaus

Löbau! Nach einem Startfoto vor dem Bahnhof fuhr ich zunächst durch die Innenstadt, fand eine Bäckerei mit Cafe, die Sonntags geöffnet hatte und Frühstückte erst einmal.

Dann ging es los in Richtung Niedercunnersdorf. Die Umgebindehäuser sind schon etwas besonderes. Die Technik zeichnet sich aus durch die bauliche Trennung von Stubenkörper und Dach oder Obergeschoss. Hauptkennzeichen ist ein hölzernes Stützensystem, das auf zwei oder drei Seiten um eine Blockstube des Hauses herumgeführt wird. Dadurch soll der Stubenkörper von der Last des Oberbaus entlastet werden. Hauptsächlich Weberhäuser sind auf diese Weise gebaut worden, man sagt, dass dadurch die Vibrationen und die Geräusche der Webstühle nicht auf den Stubenkörper übertragen worden sind, aber das ist nur eine Vermutung.

Obercunnersdorf, Umgebindehaus Obercunnersdorf, Schunkelhaus

Zentrum der Umgebindehäuser ist Obercunnersdorf, der komplette Ort steht unter Denkmalschutz, fast jedes Haus ist ein Umgebindehaus. Bekannt ist das Schunkelhaus, das einzige Haus mit nicht quadratischem Grundriss, heute beherbergt es ein Museum.

Die weitere Fahrt zum Kottmar, auf dem die erste Spreequelle entspringt, gestaltete sich schwierig, da die Wege durch den Regen der letzten Tage total aufgeweicht waren und mit meinem bepackten Reiserad nicht zu benutzen waren. Ich fuhr also unverrichteter Dinge zurück nach Obercunnersdorf und benutzte die normale Strasse, um nach Neugersdorf zur zweiten Spreequelle zu gelangen.
Von dort war es dann auch nicht mehr weit zur dritten und ältesten urkundlich erwähnten Spreequelle in Ebersbach.

Spreequelle Neugersdorf Spreequelle Ebersbach (Spreeborn)

In weitem Bogen fliesst die Spree in Richtung Bautzen. Im Fernradlerforum hatte man vor diesem Streckenabschnitt gewarnt, da der Weg durch viele Ortschaften mit Richtungswechseln führte, die sehr zeitaufwändig waren, mit Absätzen, Einmündungen usw. Ich beschloss, Bautzen auf der direktesten Route anzufahren. Aber auch die war noch lang genug, allerdings hatte ich die Gelegenheit auf einer geraden, abschüssigen Strasse meinen persönlichen Geschwindigkeitsrekord mit voll bepacktem Reiserad aufzustellen mit knapp 50 km/h
Es war ziemlich heiss an diesem Sonntag und für die Versorgung mit Getränken musste ich auf Tankstellen zurückgreifen, die in dieser ländlichen Gegend nicht gerade dicht gesät sind
Bautzen, Rathaus Am späten Nachmittag erreichte ich Bautzen mit seinem schönen Rathaus und der imposanten Befestigungsanlage.

Bautzen blickt auf eine 1000-jährige Stadtgeschichte zurück, in der Innenstadt gibt es viele markante Türme, von denen man einen schönen Rundumblick hat.

Der Campingplatz lag am Stausee im Ortsteil Burk, auf dem Weg dorthin kam ich auch an dem bekannten Gefängnis vorbei, in dem einige Kritiker des DDR-Regimes lange Zeit einsaßen. Auf der Homepage der Stadt gibt es eine Broschüre mit allem Wissenswerten darüber.
Bekannt ist Bautzen auch für seinen Senf, in der Bautzener Senfstube kann man einen Eindruck davon bekommen.
Der Campingplatz war sehr nett, man konnte Frühstücksbrötchen bestellen, allerdings gab es keine Möglichkeit zu Abend zu essen.
Eigentlich wollte ich auch gar nichts, die Nachtfahrt im Zug und der Radeltag sorgten dafür, dass ich schon bald in den Schlafsack kroch.

Bautzen, Camping

Montag, 06.07.2009 Bautzen - Spremberg (ca. 90 km)

An diesem Morgen habe ich lange geschlafen! Ich frühstückte die bestellten Brötchen, bunkerte noch Wasser und gegen 10 Uhr ging es los.
Seenlandschaft Heute führte der Weg durch das Biosphärenreservat der Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft, danach durch eine Landschaft, die durch den Braunkohletagebergbau geprägt war, deren Flöze sich zur Zeit in Flutung befinden und in ein paar Jahren das größte, zusammenhängende, künstliche Seengebiet Europas bilden werden. Auf dem Spreeradweg kommt man am Bärwalder See vorbei, im Hintergrund kann man das Kraftwerk Boxberg sehen, dass mit der Braunkohle befeuert wird und vor der Wende das größte Braunkohlekraftwerk Europas war. Mittlerweile ist die Technik dem westdeutschen Standard angepasst, einige Kraftwerksblöcke wurden abgeschaltet oder komplett umgebaut.
Baerwalder See Der weitere Weg war etwas eintönig zwischen einem Truppenübungsplatz und einem zugeschütteten Braunkohleflöz, bis nach Spremberg und dem Industriegebiet "Schwarze Pumpe". Der Name klingt schlimmer, als es ist. Bereits im Mittelalter gab es dort ein Gasthaus namens Schwarze Pumpe, der Name ist vermutlich entstanden, als in der Zeit der Pest alle verseuchten Brunnen schwarz angemalt wurden. Niemand weiss, ob dort tatsächlich die Pest wütete, oder ob es nur eine Täuschung war, jedenfalls hat sich der Name bis in die Neuzeit gehalten.
In Spreewitz neben einer schönen Fachwerkkirche konnte ich in einen Lebensmittelladen meine Getränkevorräte noch einmal erneuern, Spremberg hatte eine schöne Kirche aus Ziegelsteinen und da es nach Regen aussah, wollte ich in einem Gasthof ein Zimmer mieten, aber Montags war Ruhetag, also kein Zimmer. Ok, dachte ich, dann ist die Entscheidung gefallen, ich fuhr weiter zum Campingplatz am Spremberger Stausee.
Neben dem Campingplatz gab es ein Restaurant, in dem ich ein hervorragendes Zanderfilet gegessen habe.

Dienstag, 07.07.2009 Spremberg - Burg (ca. 75 km)

Um 7 Uhr bin ich aufgestanden, nach der Morgentoilette trank ich meinen Cappuccino zum Frühstück und aß ein paar meiner Kekse, die ich noch übrig hatte
Um 9 Uhr war ich unterwegs. Das Wetter sah ganz brauchbar aus, gestern abend hatte es noch kurz geregnet nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte. Etwas weiter war der Campinplatzladen, wo ich meine Vorräte noch einmal aufstockte und ein süßes Stückchen für unterwegs kaufte.
Cottbus, Marktplatz Für den ersten Teil des Wegs hatte ich keine Karte, ich war also auf die Beschilderung des Radwegs angewiesen und prompt verfuhr ich mich und machte einen Umweg von etwa 12 Kilometern.
Gegen 11 Uhr war ich in Cottbus. Die Stadt ist ganz nett, sie ist das Zentrum der Niederlausitz, ist im Mittelalter durch den Tuchhandel zur Bedeutung erlangt allerdings nach der Wende etwas in Vergessenhaeit geraten.
Als ich durch die Spreeauen fuhr, kamen mir einige junge Herren in schwarzen Trainingsanzügen mit Fußbällen unter dem Arm entgegen und kurze Zeit später passierte ich das Stadion von Energie Cottbus. Die Fußballer waren wohl auf dem Weg zum Training

Kraftwerk Jaenschwalde

In einem Cafe auf dem Marktplatz trank ich einen Cappuccino und aß ein ausgezeichnetes Tiramisu, bevor es weiter ging durch die Teichlandschaft bei Peitz. Dort konnte man im Hintergrund das Kraftwerk von Jänschwalde sehen, das für mich imposanter war, als das von Boxberg. Auch dieses Kraftwerk wird mit Braunkohle betrieben.
Hier beginnt das imposante Binnendelta der Spree, in dem sich der Fluß in viele einzelne "Fließe" verzweigt. Diese Fließe sind entweder natürlich oder wurden im Laufe der Jahrhunderte von Menschen angelegt. Die sorbische Bezeichnung des Gebiets bedeutet "Sumpf".
Burg/Spreewald Bismarckturm Von Peitz aus führten alle Radwege (der Spree-, Gurken- und Fürst-Pückler-Radweg) in Richtung Westen und an diesem Tag wehte ein ziemlich heftiger Wind, der das Vorankommen erschwerte. Mein ursprüngliches Ziel war Lübbenau, aber dazu fehlte mir heute die Kraft, deshalb beschloss ich, in Burg ein Zimmer zu nehmen, da das Wetter auch sehr unbeständig aussah.
Das Wahrzeichen von Burg ist der Bismarckturm, den man für 1,50 EUR besteigen kann und von dem man einen schönen Rundblick über den Spreewald hat. Die Tourist-I übernahm auch die Vermittlung von Zimmern, vieles war schon ausgebucht, so dass ich mit einem Komfort-Zimmer im Hotel Blenske für 42 EUR vorlieb nehmen musste. Das Fahrrad konnte ich in einer Garage unterstellen.
Ich hatte mich gerade frisch gemacht und wollte den Ort etwas erkunden, als es heftig anfing zu regnen. So zog ich es vor, im Hotelrestaurant ein Spreewälder Gurkenschnitzel zu essen und verbrachte den Abend überwiegend auf meinem Zimmer.

Mittwoch, 08.07.2009 Burg - Alt Schadow (ca. 76 km)

Gegen halb 8 bin ich aufgestanden und nach der Morgentoilette zum Frühstücksbüfett gegangen. Dort wurde ich mit meinem Radlertrikot etwas argwöhnisch von den anderen Gästen beäugt, überwiegend ältere Herrschaften, die auf einen Reisebus für einen Tageasuflug nach Berlin warteten.
Das Frühstück war sehr reichhaltig, ich würde heute den Tag über wohl nicht allzu viel essen müssen.
Um 9 Uhr saß ich auf dem Fahrrad und fuhr weiter in Richtung Westen, bis ich an eine Baustelle kam an der eine Brücke erneuert wurde und ich nicht weiterkam. Ein Mann sagte mir, wie ich fahren musste und als ich auf der anderen Seite der Umleitung angekommen war, stand dort ein ratloses Pärchen, das in die entgegengesetzte Richtung wollten und ebenfalls an der Baustelle den Weg suchte. Da ich von der anderen Seite kam, konnte ich ihnen Auskunft geben, worüber sie sehr glücklich waren.
Lehde, Museum "Alle Routen" stand auf den Radwegeschildern, also konnte man eigentlich nichts falsch machen, es kamen viele Tagesausflügler von Lübbenau entgegen.

Spreewald

Leipe, der nächste Ort war bis in die 1960iger Jahre nicht an das Strassen- und Trinkwassernetz angebunden, seit 1935 existierte ein Fußweg von Lübbenau in den Ort, sonst musste alles mit Kähnen transportiert werden.
Auch Lehde, das wegen seiner ungewöhnlichen Lage und den vielen typischen Spreewaldhäusern komplett unter Denkmalschutz steht, bekam die erste Strassenanbindung 1929.

Lehde, Verkehrschaos

War früher der Fischfang und der Gemüseanbau (hauptsächlich Gurken) die Haupterwerbsquelle, so leben die Orte heute fast ausschliesslich vom Tourismus. In Lehde gibt es ein Freilichtmuseum mit verschiedenen Spreewaldhäusern und der ursprünglichen Ausstattung.
Die Eigenart der Landschaft erschliesst sich am besten entweder in einer geführten Kahntour, dabei kann man hautnah die Arbeit der Kahnführer beobachten, man bekommt auch noch die eine oder andere Information dazu, oder mit einem gemieteten Kajak.

Die Kahnfahrten werden praktisch in jedem Ort von Leipe bis Schlepzig angeboten, wer dem Trubel in Lübbenau und Lübben entgehen will, fährt nach Schlepzig, dort geht das Ganze ziemlich entspannt zu.

Lübben, Schleuse

Nach einer ausgedehnten Mittagspause mit Besichtigungen fuhr ich weiter nach Lübben. Auch dort war der grosse Touristenrummel mit original Spreewälder Gurkenverköstigung usw. Dort konnte ich beobachten,wie ein Spreewaldkahn geschleust wurde.
Der weitere Weg führte wieder an vielen Teichen vorbei, auf denen sich Schwäne niedergelassen hatten. Glücklicherweise konnte ich im Windschatten fahren, denn auch heute blies der Wind wieder ziemlich kräftig, allerdings von der Seite. In Schlepzig, einem deutlich gemütlicheren Ort, kehrte ich in einem Cafe ein und aß ein frisches Stück Blechkuchen und trank einen Kaffee.
In Alt-Schadow am Neuendorfer See gab es einen Campingplatz mit einem Restaurant, wo ich meine letzte Nacht dieser Tour noch einmal im Zelt verbringen wollte, obwohl es sehr stürmisch war und nach Regen aussah.
Alles in allem gehörte der Campingplatz eher zur niedrigeren Kategorie, der Weg von der Zeltwiese zum Sanitärhaus war ziemlich weit und für die Duschen benötigte man eine separate Duschmarke.
Im Restaurant aß ich eine Kleinigkeit und war dann zeitig im Schlafsack, trotz Wind schlief ich erstaunlich gut.

In dieser Nacht reifte der Entschluss, nach 16 Jahren vielleicht doch einmal ein neues, kleines Zelt zu kaufen

Donnerstag, 09.07.2009 Alt Schadow - Berlin und Heimfahrt (ca. 50 km)

Alt-Schadow Nadelwehr

Vom Neuendorfer See schwenkt die Spree wieder nach Osten bis zum Schwielochsee, von dort nach Beeskow weiter nördlich um dann wieder westlich über Fürstenwalde und Erkner Berlin zu erreichen.
Diesen Schlenker noch Osten wollte ich auslassen um dafür noch etwas Zeit in Berlin zu haben. Wann kommt man schon mit dem Fahrrad in die Hauptstadt?
Mein Nachtzug fuhr etwa um 22:30 Uhr, bis dahin hatte ich Zeit.

Ich machte noch ein Foto von dem historischen Nadelwehr in Alt Schadow und verliess die Spree, der ich von der Quelle bis hierher gefolgt bin, um sie in Berlin wieder zu treffen.

Mein erstes Ziel war Storkow, von dort wollte ich mit dem Zug weiter fahren.
Von Alt Schadow bis Kehrigk (durch diesen Ort wollte ich auch unbedingt durchfahren) ging der Weg über eine Sandpiste, die wegen des Regens der letzten Tage einigermassen gut zu befahren war. Von dort bis Storkow brauchte ich nur der Landstrasse folgen, rechts war wieder ein Truppenübungsplatz, so dass die Landschaft nicht spektakulär war.

Berlin, Brandenburger Tor

Von Storkow fuhr ein Zug der Ostdeutschen Eisenbahnen, einer Privatgesellschaft, nach Berlin-Lichtenberg, die Fahrt kostete 5,10 EUR dazu kaufte ich eine Fahrradkarte für 2,80 EUR und in etwa einer Stunde war das Ziel erreicht.

Es war auch ein neues Erlebnis einmal von Osten in die Stadt zu kommen, über das Frankfurter Tor in Richtung Alexanderplatz zu fahren und überhaupt mit dem Fahrrad in die Stadt zu kommen, an den ganzen Highlights vorbei zu fahren.
In einer Bäckerei bei einem LIDL machte ich Mittagspause, aß einen Schnitzelweck und trank einen Kaffee, bevor ich zum Alex fuhr.

Am Alex wurde an verschiedenen Stellen gebuddelt, so dass ich nicht sofort den richtigen Weg zur Stadtmitte und weiter zum Brandenburger Tor fand. Nach einigen Schlenkern stand ich dann aber doch vor dem Dom und konnte mich unter die Touristenmassen mischen, die an den einschlägigen Punkten versammelt waren. Es gab auch mehrere Pulks von Radfahrern, die Berlin mit einem Führer auf dem Bike erkundeten, sicher keine schlechte Idee, wenn es nicht zu viele sind, die in so einer Gruppe fahren.

Berlin Haus Huth Berlin Hbf

Am Brandenburger Tor war ich geschockt, was dort für ein Rummel gemacht wird, dort standen Soldaten aller vier Mächte für ein Erinnerungsfoto bereit, der Berlienr Bär durfte natürlich nicht fehlen und einige Spassfahrräder konnte man auch mieten. Ebenso Fahrradrikschas, teils stromlinienförmig, teils traditionell. Na gut, wer das braucht...
Ich besichtigte Das Holocaust-Denkmal, fuhr zum Reichstagsgebäude und zum Potsdamer Platz.

1996 besichtigte ich vom Haus Huth die Baustelle am Potsdamer Platz, jetzt wollte ich sehen, ob das denkmalgeschützte Haus tatsächlich noch da war
und tatsächlich, eingequetscht in Hochhäuser, umgeben von Hochhäusern steht das Haus wie vor 15 Jahren an der Alten Potsdamer Strasse.

Natürlich musste ich in Berlin eine Currywurst essen, und den Abschluss des Tages verbrachte ich in einem netten Biergarten direkt an der Spree nicht weit vom Bahnhof.
Die Heimfahrt verlief dann ähnlich unproblematisch wie die Hinfahrt, etwa kurz nach 6 Uhr morgens war ich zu Hause

Resumee

Die Fahrt im Nachtzug ging besser, als ich gedacht hatte. Das Einsteigen mit dem vollbepackten Fahrrad war kein Problem, die Türen breit genug. Auf der Rückfahrt stiegen in Berlin Hbf ca 10 Personen mit Fahrrädern ein, das ging ruck-zuck, abpacken und Fahrräder in die Ständer sortieren konnte man auch im fahrenden Zug. Im Fahrradabteil befand sich ein separater Gepäckraum, wo man die Fahrradtaschen abstellen konnte, so dass man nicht das ganze Gerödel durch den halben Zug tragen musste. Der Raum wurde nachts abgeschlossen, so dass es auch einigermassen sicher war. Allerdings musste man beim Aussteigen durch den halben Zug laufen und einen Schaffner suchen, der das Gepäckfach aufschliessen konnte, die Zeit sollte man einplanen

Im Fernradlerforum schrieb jemand, dass man unter Umständen 50 km fahren muss, bevor man an einen Laden kommt, wo man Getränke kaufen kann, man also entsprechend vorsorgen sollte. Das war wirklich kein Witz, insbesondere bei der 2. Etappe von Bautzen nach Spremberg gab es auf langer Strecke so gut wie nichts, keinen Laden, kein Cafe oder Restaurant, wo man sich hätte erholen können. Wenn dann noch Montag ist und fast alle Restaurants geschlossen sind, hat man ein Problem.

Ansonsten war die Fahrt sehr schön, mit dem Wetter hatte ich Glück, es hat tagsüber eigentlich gar nicht geregnet, nur in Burg fiel abends Regen.