Etwa in der Höhe des Europaparks in Rust liegt eines der größten und interessantesten Naturschutzgebiete Baden-Württembergs, der Taubergiessen, den ich schon seit einigen Jahren besuchen wollte. Freiburg, der Breisgau und der Kaiserstuhl gelten als die sonnenreichste Gegend Deutschlands und das Münstertal ist eines der schönsten Täler im Schwarzwald. Dort liegt ein vom ADAC ausgezeichneter "Supercampingplatz" mit Freibad, Hallenbad und anderen Annehmlichkeiten, den ich auch einmal ausprobieren wollte. Pfingsten ist nun leider eine Zeit, in der das Wetter manchmal Kapriolen schlägt, aber in meiner Jugend machten wir mit den Pfadfindern immer ein Pfingstlager bei dem wir in Zelten schliefen, und in diesem Jahr wollten wir einmal unsere Campingausrüstung bei kühlen Nächten und instabilem Wetter auf einem Supercampingplatz testen.
Für den interessierten Leser, hier ein paar Links mit weitergehenden Informationen.
OffenburgLaura hatte zu Ihrer Konfirmation ein neues Fahrrad bekommen, ein Trekkingfahrrad von Peugeot mit Vorderradfederung, Sattelstützenfederung, Yumalenker und Shimano-Acera-Schaltung mit 24 Gängen. Mit diesem neuen Fahrrad wollte sie mich auf der Fahrt durch den Breisgau begleiten
Um 10:16 Uhr fuhr der Regionalexpress von Karlsruhe nach Offenburg,
Fahrkarten hatten wir uns am Samstag noch besorgt um unnötiges Schlange stehen
zu vermeiden, meine Frau fuhr das Gepäck wieder zum Bahnhof, so dass wir nur mit
den Fahrrädern fahren brauchten.
In Offenburg packten wir dann unsere Räder und fuhren zunächst etwas wackelig durch
die Innenstadt, bis wir unseren Rhythmus gefunden hatten und wir uns wieder an das
Fahren mit Gepäck gewöhnt hatten.
Heute sollte das Wetter noch einmal schön werden, aber für morgen war Regen angesagt.
Wir hatten vor, in Rhinau, im Elsaß, direkt auf der anderen Rheinseite am Taubergiessen,
auf einem Campingplatz zu übernachten.
Aber je näher wir dem Rhein kamen, desto mehr zog sich der Himmel zu, als wir am
Taubergiessen ankamen, tröpfelte es auch ein wenig. Wir entschlossen uns, in einem
der angrenzenden Dörfer in einem Gasthof zu übernachten, was wegen der Nähe zum
Europapark auch kein Problem darstellte.
Vorher fuhren wir noch den Kormoranweg durch den Taubergiessen, ein sehr beeindruckender Weg durch den naturbelassenen Au-Wald, mit abgestorbenen Bäumen in den Rheinarmen, seltenen Pflanzen, Libellen und Schmetterlingen.
So durchquerten wir den kompletten Taubergiessen und fanden in der Ortschaft Rheinhausen im Gasthof "Schiff" ein Doppelzimmer für 41 EUR
Später ärgerten wir uns etwas, denn der Abend war sehr schön, der Regen hatte sich
verflogen, wir hätten also durchaus auf einem Campingplatz übernachten können.
Leider gab es südlich des Taubergiessen keinen mehr.
Das Frühstück hatten wir für 8 Uhr 30 bestellt. Die übernachtung im Gasthof war
etwas ungewohnt, die Rathausuhr schlug jede Stunde und wir konnten lange nicht
einschlafen.
Entgegen den Vorhersagen begann der Tag ohne Regen. Nach dem Frühstück packten
wir die Räder und fuhren weiter den Breisgau-Radweg entlang, bis wir gegen Mittag
Breisach erreichten.
Ich zeigte meiner Tochter die Jugendherberge, in der ich vor 2 Jahren mit meinem Sohn übernachtet hatte, bevor der große Regen kam und wir nach Hause fahren mussten.
Wir aßen gerade zu Mittag auf einer Parkbank am Rheinufer, als es zu nieseln begann.
Anfangs war das nicht so tragisch, der Weg führte durch den Wald, der einen großen
Teil des Regens abhielt.
Wir wollten in jedem Fall bis zum Campingplatz in Münstertal fahren, es waren
schätzungsweise noch 25 km. Als wir an Feldern vorbeikamen, sahen wir, wie busweise
Erntehelfer aus Polen hergebracht wurden, die bei der Erdbeer- und Spargelernte helfen
mussten. Bei dem Wetter sicherlich kein Vergnügen.
Ich fragte mich, wo diese Leute untergebracht waren, irgendwo mussten sie ja auch schlafen?
In Schlatt, einem Vorort von Bad Krozingen, warteten wir einen etwas stärkeren Regenguss
an einer Bushaltestelle ab.
Auch hier kamen wieder Busse mit polnischen Erntehelfern vorbei.
Der Radweg durch Bad Krozingen war irgendwie nicht besonders gut ausgeschildert,
wir fuhren einige Umwege, bis wir den Weg nach Staufen, der Stadt, in der angeblich
Mephistopheles Doktor Faustus zu sich gerufen hat, erreicht hatten. Jetzt war der
Campingplatz nicht mehr weit!
Kurz bevor wir den Campingplatz erreichten, kamen wir an einer Schokoladenfabrik
von Gubor vorbei, die auch einen Fabrikverkauf hatte.
Glücklicherweise hörte auch der Regen auf, so dass wir in aller Ruhe, ohne Hektik
unser Zelt aufbauen konnten
Die Plätze waren geschottert, das hatte den Vorteil, dass der Regen schnell versickerte,
Wohnwagen keine tiefen Furchen in dem aufgeweichten Boden hinterließen und Gras nach
einem längeren Aufenthalt nicht verrottete.
Dafür hatten wir große Mühe, unsere Heringe einigermaßen fest in den Boden zu bekommen.
Glücklicherweise besaßen wir ein Kuppelzelt, das auch ohne Heringe gut stand.
Als Vorzelt bauten wir mit einer Plane einen "Baldachin", den wir trickreich abspannen
mussten.
Auf dem Supercampingplatz können das Hallenbad und das Freibad umsonst benutzt werden,
in einem Freizeitraum gibt es ein Tischfußball und ein Billardtisch, gegen Pfand kann
man sich eine Ball für das Tischfußballspiel und Billardkugeln und -queues ausleihen.
Die sanitären Einrichtungen sind wirklich super: Die Duschen haben Hotelcharacter,
es gibt Mietbadezimmer und ein beheizter Trockenraum (hauptsächlich um die Skiklamotten
im Winter zu trocknen), aber auf diese Weise können auch Rad- und Motorradfahrer
ihre regennasse Ausrüstung trocknen. Auch gibt es einen kleinen See als Biotop und
einen Forellenteich, an dem man sein Angeltalent testen kann
Die neueste Einrichtung sind einige Ferienwohnungen, die sicher auch schnell ausgebucht
sind.
Angeschlossen ist auch ein Wellnesscenter, wo man gegen Gebühr spezielle Bäder,
Massagen und eine Sauna besuchen kann.
Billig ist der Campingplatz natürlich nicht, die Einrichtungen wollen finanziert werden. Wir zahlten für 2 Personen pro Tag 24 EUR
Mittwochs fuhren wir nach Münstertal und besichtigten das Kloster St. Trudpert.
Im Jahre 609 kam der Ire St. Trudpert von Rom, um die heidnischen Alemannen vom
christlichen Glauben zu überzeugen. Nach drei Jahren wurde er von unzufriedenen
Knechten erschlagen. Er wurde zum Märtyrer erklärt und seine Einsiedelei entwickelte
sich zur Keimzelle der Besiedelung des gesamten südwestlichen Schwarzwaldes.
Die heutige Anlage stammt aus dem Jahr 1738, heute leben in ihr Nonnen, so dass
nur die Klosterkirche besichtigt werden kann.
Eigentlich wollten wir noch auf den Belchen fahren, der Berg, der das ganze Münstertal überragt. Der Name Belchen leitet sich vom keltischen Sonnengott Belenus ab und es gibt einen Berg dieses Namens im Schwarzwald, in den Vogesen und im Jura, vermutlich wurden die drei Berge von den Kelten für astronomische Beobachtungen benutzt.
Leider spielte das Wetter nicht so mit, der Himmel war verhangen und die vielgelobte schöne Aussicht vom Berg hätte es nicht gegeben.
Da die Abende Ende Mai doch noch ziemlich kühl waren, zogen wir uns um 22 Uhr in unsere Schlafsäcke zurück, lasen noch ein wenig, waren dann aber doch schnell eingeschlafen.
Am Donnerstag, Fronleichnam, fuhren wir zurück in Richtung Freiburg. Von dort
wollten wir mit dem Zug nach Karlsruhe und dann das letzte Stück per Rad nach Hause
fahren.
Auf dem Campingplatz waren schon am Vorabend viele neue Gäste angekommen, die teilweise
auf Parkplätzen die erste Nacht verbringen mussten, weil die Plätze für das verlängerte
Wochenende erst donnerstags frei gemacht wurden. Mehrfach kam ein älterer Herr und
lugte auf unseren Platz, um zu sehen, wie weit wir mit dem Abbau und dem Packen seien,
aber wir machten keine Hektik.
Das Wetter war schön an diesem Tag, nicht zu warm, die Sonne schien, so dass es ein
richtig schöner Tag zum Radfahren war.
In Bad Krozingen verfuhren wir uns wieder, aber gegen Mittag erreichten wir schon
Freiburg.
Wir liessen es uns nicht nehmen, das Münster zu besichtigen, ein Meisterwerk der
deutschen Gotik. Um 1200 begann man das Bauwerk im romanischen Stil, wechselte aber
nach 30 Jahren in den damals moderneren gotischen Stil. Der Bau war eine
Gemeinschaftsarbeit aller Freiburger. Wie an jedem Dom und Münster gibt es auch in
Freiburg viele besondere Kleinigkeiten zu entdecken, die man sich am Besten vor Ort
von einem kundigen Führer erklären lässt.
Nach einem Bier im Feierling-Biergarten machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof und fuhren mit dem nächsten Zug über Offenburg nach Karlsruhe. Die letzten Kilometer bis nach Hause schafften wir dann auch noch.