Gegen den Strom

Radtour am Main von Miltenberg bis Bamberg, 06.06.04 - 10.06.04

Einleitung

Gastfreundlich nahmst du Stolzer! bei dir mich auf
 Und heitertest das Auge dem Fremdlinge,
  Und still hingleitende Gesänge
   Lehrtest du mich und geräuschlos Leben.

O ruhig mit den Sternen, du Glücklicher!
 Wallst du von deinem Morgen zum Abend fort,
  Dem Bruder zu, dem Rhein; und dann mit
   Ihm in den Ocean freudig nieder!

(aus Hölderlin: "der Main")

Meine erste Radtour allein...
meine Kinder waren nun in einem Alter, in welchem es nicht mehr besonders "cool" war mit dem Vater eine Fahrradtour zu machen. Deshalb legte ich den Termin auch bewußt nicht in die Ferien. Mein Sohn stand im Abiturstress, meine Tochter schrieb zentrale Klassenarbeiten und ich machte eine Fahrradtour!

Unterwegs im Maintal

Der Main...
Weißwurstäquator! Oder wie man auch sagen könnte: Der Übergang vom nüchternen Norden zum lebensfrohen Süden.
Uralte Handelswege führten entlang des Mains. In Bamberg und Würzburg übernachteten Kaiser und Könige auf dem Weg von Wien nach Frankfurt in den fürstbischöflichen Residenzen in speziellen Kaiserzimmern.

Und auch heute zählt der Mainradweg zu einem der beliebtesten Radwege in Deutschland, denn er verbindet das, was den Weißwurstäquator ausmacht (Frankenwein und fränkisches Bier mit zünftiger Kost) mit einer über 1000jährigen Kultur

Tilman Riemenschneider und Balthasar Neumann sind die beiden beherrschenden Namen im Maintal. Egal wo, man wird immer wieder mit ihnen konfrontiert. Es ist erstaunlich, welche großartigen Kunstwerke der Architekt Neumann und der Künstler Riemenschneider geschaffen haben.

Miltenberg, als von uns aus nächstgelegener Ort am Main bot sich für den Anfangspunkt an, in Bamberg wollte ich dann einen Besichtigungstag einlegen, bevor ich mit dem Zug nach Hause fahren wollte.

Es war mir anfangs gar nicht bewusst, dass ich damit gegen den Strom fuhr, denn der offizielle Radwanderführer beschreibt die Tour flußabwärts, nicht -aufwärts (vom Morgen zum Abend, siehe Gedicht)

Für die Planung war ein Link zum Radwegenetz Bayern sehr hilfreich

In der Bibliothek hatte ich mir den DuMont Reiseführer "Der Main" ausgeliehen, der mir viele Informationen gab, aus dem ich hier teilweise zitiere und den ich jedem nur einigermaßen historisch Interessierten empfehlen kann.

Die Anreise wollte ich mit dem Auto machen, da Miltenberg mit der Bahn nur sehr umständlich erreichbar war. Ich baute also einen Fahrradständer auf das Autodach und Samstag, den 05.06.04 ging es los. Noch war das Wetter sehr gemischt, es regnete im Odenwald und meine Frau meinte, es wäre gut, wenn ich die erste Nacht in einem Privatzimmer übernachten würde, ansonsten wollte ich eigentlich wieder Zelten, denn Jugendherbergen in Bayern waren für ältere JH-Mitglieder tabu. (trau keinem über 27 ;-)

Miltenberg lag früher an der Grenze zwischen dem Fürstbistum Würzburg und dem Bistum Mainz, deshalb war es Zollstätte und das begründete den Aufstieg der von seinen Fachwerkhäusern geprägten Stadt
Über den besagten Link hatten wir eine Liste mit Privatvermietern ausgedruckt, die wir vor Ort anriefen, bis wir in dem Vorort Bürgstadt ein freies Zimmer fanden. Bürgstadt war vom Weinbau geprägt und so konnte ich, nachdem sich meine Frau verabschiedet hatte, in einer Häckerwirtschaft zu Abend essen.

Sonntag, 06.06.2004 Miltenberg - Lohr(85 km)

Heute war Sonntag. Das hatte den Nachteil, dass man sich nicht in Supermärkten und Bäckereien mit Lebenmitteln und Getränken versorgen konnte, aber ich bekam in meinem Privatzimmer ein ausgesprochen gutes Frühstück und konnte gestärkt losziehen.

Meine erste Station war Wertheim. Hier mündete die Tauber in den Main, die Abzweigung für den Tauberradweg nach Rothenburg ob der Tauber. Entsprechend viel Radtouristen waren hier anzutreffen.

Wertheim Engelsbrunnen Wertheim Wendeltreppe

Natürlich gäbe es über jede Stadt viel zu berichten, hier nur zwei Highlights: Der Engelsbrunnen von 1574, zwei Engel halten das Stadtwappen, oberhalb des Steinbalkenkreuzes stehen personifizierte Planeten auf dem Brunnenrand haben sich beteiligte Bürger ein Denkmal gesetzt.

Das zweite Highlight ist der runde Treppenturm von 1540 am Rathaus, mit einer Doppelwendeltreppe, eine für den Eingang und eine separate für den Ausgang.

Das Wetter hatte sich, wie vorausgesagt, gebessert, die Wolken verschwanden und es zeigte sich blauer Himmel. Über Markt-Heidenfeld erreichte ich gegen 15 Uhr Lohr. Hier wollte ich auf dem Campingplatz übernachten.
Der Platz war direkt am Main, der Platzwart meinte, ich könnte mir aussuchen, wo ich mein Zelt aufbauen wollte und ich suchte mir ein ruhiges Plätzchen neben einem Baum.
Anschließend startete ich zu einer Stadtbesichtigung

Lohr Stadtturm Lohr Rathaus

Insbesondere im 16. Jahrhundert hat Lohr eine wechselhafte Geschichte erlebt: 1544 entschieden die Bürger, sich der Reformation anzuschliessen. Gegen die 1603-18 stattfindende Rekatholisierung leisteten sie erfolgreich Widerstand, aber 200 Bürger mussten dabei in Ketzer- und Hexenprozessen ihr Leben lassen. 1632 raffte die Pest die Hälfte der Bürger dahin.

Heute gibt es in der Fußgängerzone schöne Straßencafes und Weinlokale, die an einem heißen Tag zu einem guten Eiscafe oder einem kühlen Glas Wein einladen.

Montag, 07.06.2004 Lohr - Würzburg(81 km)

Am nächsten Morgen versogte ich mich in einem Supermarkt unweit des Campingplatzes und fuhr weiter in Richtung Würzburg. Die Temperaturen sollten noch weiter ansteigen, ein ausreichender Sonnenschutz für Gesicht, Arme und Beine war unbedingt notwendig.

Der Main ist kein wilder Fluss, viele Staustufen machen ihn schiffbar und lassen ihn träge dahin fließen, rechts und links kam man an vielen bunt blühenden Wiesen vorbei. Der Radweg selbst war gut ausgeschildert, obwohl ich als Fahrer gegen den Strom hin und wieder etwas Phantasie brauchte, da die Beschilderung in umgekehrter Richtung erfolgte.
Es kamen mir auch sehr viele Radfahrer entgegen, überholt habe ich nicht viele, ich bin auch nicht oft überholt worden, es schien sich zu bestätigen, dass der Großteil der Radwanderer "dem Bruder zu, dem Rhein" hin fuhren.

Meine erste Pause machte ich in Gemünden. Wie der Name schon sagt, mündet hier die fränkische Saale und die Sinn in den Main. Gemünden hat eine schön restaurierte Altstadt und in einem Straßencafe waren wieder Scharen von Radfahrern anzutreffen, die aber mit wenig bis gar keinem Gepäck unterwegs waren.

Karlstadt Rathaus Karlstadt Gueldenmaennle

Meine nächste Station war Karlstadt. Auch dort waren wieder viele Radfahrer auf dem Marktplatz versammelt, aber kurz vor 12 Uhr mittags kam der Ruf zum Abmarsch.
Ein paar Minuten zu früh, denn um Punkt 12 spielte ein Trompeter ein Lied, das weit über den Marktplatz schallte. Der Trompeter war eine Figur im Giebel des Rathauses, das sogenannte Schwedenmännlein. Bei ihrem überstürzten Rückzug 1632 haben die Schweden ihren Trompeter einfach vergessen und zurückgelassen, so will es die Sage.

Gegenüber des Rathauses kann man das Güldenmännle, einen Glücksbringer sehen und im weiteren Verlauf hinter dem Maintor die Ruine der Karlsburg
Auf dem Gebiet der Karlsburg haben schon die Kelten eine erste vorchristliche Fliehburg errichtet, die Gegend ist also einer der ältesten Siedlungskerne der Umgebung.

Kurz vor Veitshöchheim gab es eine neue, schön geschwungene Fußgängerbrücke über den Main. Der Radweg nach Veitshöchheim führte über diese Brücke, also benutzte ich sie. Auf der anderen Seite war eine schöne Parkanlage am Mainufer, die zu einer Rast einlud.
Karlstadt Maintor Der Wechsel der Mainseite sollte sich dann aber als ein fataler Fehler herausstellen.

Würzburg, Festung Marienberg Nach meiner Rast suchte ich den Weg nach Würzburg und ich fand ihn in einer Straße, die ziemlich weit den Berg hinauf ging. Oben wurde der Radweg unmittelbar neben der 4-spurigen B28 entlang geführt, über autobahnähnliche Einmündungen, wo man auf den Verkehr von allen Seiten achten musste. Der Lärm der schnell fahrenden Autos war unerträglich und nach etwa 5 km erreichte ich ziemlich genervt Würzburg.

Die Festung Marienberg grüßte von der anderen Mainseite herüber

Würzburg war dann auch nicht so einfach, wie ich es mir gedacht hatte: Radwege waren gesperrt wegen Baustellen, Umleitungen nicht ausgeschildert, ich verlor den Radweg, fand ihn nach einigen Irrfahrten und Suchen wieder, kreuzte vielbefahrene Straßen und suchte dann den Campingplatz in Richtung Heidingsfeld.

Der offizielle Campingplatz, der vom ADAC empfohlen war, war erst hinter Heidingsfeld, ein anderer von einem Kanu-Verein, war noch stadtnah. Aber diesen Platz fand ich dann auch erst, nachdem ich in Heidingsfeld feststellte, dass ich zu weit war.
Die Anmeldung machte erst um 17 Uhr auf, ich hatte noch mehr als eine Stunde Zeit

Würzburg, alter Kranen

Ich fuhr also wieder in die Innenstadt, hielt am Marktplatz kurz an und trank einen Cappuccino. Würzburg feierte sein 1300-jähriges Stadtjubiläum, auf dem Marktplatz baute man noch die Buden vom Fest am letzten Wochenende ab. Hier bin ich etwas zu spät gekommen!

Blick von der alten Mainbrücke zum Rathaus Ich besichtigte den alten Kranen am Mainufer und warf einen Blick von der alten Mainbrücke in Richtung Dom.

Um 17 Uhr hatte ich meinen Zeltplatz, etwa um 19 Uhr bin ich dann mit der Straßenbahn, die fast direkt am Campingplatz hielt, in die Innenstadt gefahren. In einem Laden kaufte ich mir noch Getränke für die Nacht und den morgigen Tag. Für den Dom war es jetzt schon zu spät, ich ging also in ein italienisches Lokal und aß Penne mit Schwertfisch und Rucolapesto.
Anschließend machte ich noch einen abendlichen Stadtrundgang, es war ein wunderschöner, warmer Abend, am Mainufer saßen die Studenten auf der Kaimauer und redeten.
Würzburg, Sommerabend Anschließend trank ich in einem Biergarten in der Nähe des Marktplatzes noch einige Weißbiere, bevor ich wieder mit der Straßenbahn zum Zeltplatz fuhr.

Die Studenten in Würzburg sind anders als die in Karlsruhe. In Karlsruhe überwiegen die technischen Studienfächer, die Studenten sind eher pragmatisch, in Würzburg spürte man die Geisteswissenschaften.

Dienstag, 08.06.2004 Würzburg - Volkach (77 km)

An diesem Morgen schlief ich aus und war erst um 9:30 Uhr wieder abfahrbereit. In einem Supermarkt in Ochsenfurt versorgte ich mich ausreichend mit Getränken, denn der Tag sollte noch heißer werden.

Ochsenfurt Jugendherberge Ochsenfurt Rathaus

Ochsenfurt hat sehr viel seiner historischen Substanz bewahrt. Alte Türme und Mauern, Gräben und Tore zeugen von der mittelalterlichen Stadtgründung (14. Jahrhundert). Der Aufstieg begann wohl im 12 Jahrhundert mit dem Bau einer Holzbrücke, die den Kaufleuten sicherer war, als die alte Furt. Schon im 15. jahrhundert wurde sie durch eine Steinbrücke ersetzt.
In einem der Türme befindet sich heute die Jugendherberge

Ein Wahrzeichen der Stadt ist das Lanzentürmchen auf dem Rathaus mit einer astronomischen Uhr
In Ochsenfurt trank ich in einem Cafe einen Cappuccino und aß ein Stück frischen Erdbeerkuchen. Andere Radfahrer waren auch da und einer gab mir den Tipp, in Münsterschwarzach in einem Cafe direkt neben dem Münster die Kuchenspezialität Charlotte Benedikt zu probieren. Sie rieten mir auch, in Dettelbach die Fähre zu benutzen und auf der anderen Mainseite zu fahren, denn der Radweg sei auf dieser Seite sehr schlecht.

Blick auf Kitzingen

Meine nächste Pause machte ich in Kitzingen.
Seit dem 13. Jahrhundert gibt es in Kitzingen eine Brücke über den Main. Auch in Kitzingen schloss man sich der Reformation an und nach einigem Hin und Her entschied man 1650, dass die Glaubensfreiheit die beste Lösung für alle war.
Die bedeutenste Sehenswürdigjkeit ist die Kirche St. Johannes der Täufer

Fähre bei Dettelbach

Dann kam ich an die Stelle, an der ich mit der Fähre über den Main setzen sollte, um dem schlechten Wegstück auszuweichen.
Die Fähre kostete 60 Cent, leider bin ich dann nicht in die Innenstadt von Dettelbach gefahren, der Ort wäre lohnend gewesen

Bald erreichte ich Münsterschwarzach, ein moderner Sakralbau (1935-1938 erbaut) mit einem von Benediktinern geleiteten Kloster und einem Internat.
Nebenan in dem Cafe aß ich dann die Spezialität Chalotte Benedikt in der Ausführung Vanille und trank einen Kaffee

Derart gestärkt merkte ich gar nicht, dass ich bereits an Volkach, meinem heutigen Ziel vorbeigefahren war. Erst in Fahr, dem nächsten Ort, wurde mir mein Fehler bewußt. Ich fuhr also wieder zurück, denn ich wollte unbedingt den Abend in Volkach verbringen

Rathaus in Volkach

Nachdem ich mein Zelt aufgebaut hatte, fuhr ich in die Innenstadt. Sie lag etwas versteckt, nicht direkt am Radweg, das war der Grund, warum ich nicht darauf aufmerksam geworden bin.
Der Tourismus in Volkach baut auf den Wein, im August feiert die Stadt das fränkische Weinfest, wie man behauptet, die umfassendste Weinprobe Frankens.
In einem Restaurant trank ich an diesem Abend einen Rotling und aß eine fränkische Platte mit Bratwurst, Leberködel und Schweinesteak.

Mittwoch, 09.06.2004 Volkach - Bamberg (102 km)

Da ich am Abend früh in meinen Schlafsack gekrochen bin, konnte ich am nächsten Morgen schon um 8:30 Uhr losziehen. Mein erster Weg war noch einmal zurück nach Volkach auf eine Bank. Die Bank war direkt neben dem Marktplatz und auf dem Marktplatz war eine Reisegruppe aus der Schweiz schon bei der ersten Weinprobe. Ob die am Abend noch wissen, welchen Wein sie am Morgen gekostet haben?
Wieder war eine Steigerung der Temperatur zu erwarten, so dass ich mich entschloss, zu sehen wie weit ich kommen würde. Bis Bamberg war es ziemlich weit, aber vorher waren in meiner Landkarte noch zwei Campingplätze verzeichnet

Nach Ochsenfurt gestern sollte ich heute noch durch zwei weitere Furt-Städte kommen, zum einen Schweinfurt, zum anderen Haßfurt.
Hinter Volkach erweiterte sich das Maintal zu einer Ebene. Ich hatte Rückenwind, so dass die Fahrerei an diesem heißen Tag erträglich war.
Kurz vor Schweinfurt kam ich an einem Supermarkt vorbei, wo ich mich für den Tag mit Verpflegung und Getränken eindeckte.

Schweinfurt Rathaus

In Schweinfurt wurde der Radweg nicht entlang der Bundesstrasse geführt, nein, hier musste man auf einer Autobahnbrücke den Main überqueren.
Dafür war die Beschilderung innerhalb der Stadt vorbildlich. Es gab eine Mainroute und eine Innenstadtroute, beide gut ausgeschildert.
Ich entschied mich für die Innenstadtroute, schließlich wollte ich etwas von der Stadt sehen.
Am großen Marktplatz mit seinem schönen Rathaus hielt ich an und trank einen Eiscafe.

Woher der Name Schweinfurt kommt, ist nicht eindeutig überliefert. Zum einen könnte es sein, dass es an dieser Stelle eine Furt gab, die auch Schweinen den Übergang ermöglichte, zum anderen könnte der Name von der Silbe "Swin" abgeleitet sein, was "quellreiches Sumpfgebiet" bedeutet.
Jedenfalls war der aus Schweinfurt stammende Dichter Friedrich Rückert nicht glücklich über den Namen seine Heimatstadt und schlug vor, den Ort in Weinfurt, ohne den Zischlaut davor, umzubenennen

Schweinfurt wurde leider mehrfach zerstört, zuletzt im Zweiten Weltkrieg, so dass von den alten Gebäuden nicht viel übrig geblieben ist, zu den wenigen Gebäuden gehört das Rathaus (1570-1572) und die St. Johanniskirche (1400-1417).

Vor Haßfurt erweiterte ich noch einmal meinen Getränkevorrat, bevor ich durch das Würzburger Tor in die Innenstadt fuhr.

Hassfurt Rathaus Hassfurt Bamberger Tor

Der Name Haßfurt leitet sich vermutlich von dem Namen Hase ab, der auch im Stadtwappen abgebildet ist. Es ist die älteste Gemeinde im Haßgau. Das repräsentative Rathaus von 1521 beherrscht im Zentrum das Bild, durch die zierliche Giebelbekrönung wird der massige Eindruck etwas aufgelockert.
Auf dem Marktplatz machte ich noch einmal eine längere Pause, um die größte Mittagshitze abzuwarten, bevor ich durch das Bamberger Tor in Richtung Osten aufbrach.

Ab hier führte der Radweg nur noch unspektakulär entlang der Bundesstrasse. Bis nach Bamberg waren es noch 40 Kilometer und ich hatte eigentlich fest vor, in Eltmann auf einem Campingplatz zu übernachten. In Zeil fotografierte ich noch das schöne Ensemble von Rathaus und Zeil Marktplatz Stadtkirche, dann wechselte der Radweg wieder auf die andere Mainseite und es ging mit Rückenwind im Schatten der Haßberge weiter nach Eltmann.
Leider gab es den Campingplatz, der auf meiner Karte eingezeichnet war, nicht, so dass ich mich entschloss, trotz der Hitze weiter nach Bamberg zu fahren, denn ich hatte Rückenwind und der weitere Verlauf entlang der Bundesstrasse, die nicht sehr stark befahren war, versprach ein schnelles Vorwärtskommen. Es waren noch etwa 20 Kilometer, also etwa eine Stunde, wenn ich meinen Schnitt halten konnte.

Bamberg Klein Venedig

Kurz vor den Toren Bambergs machte ich noch einmal Rast, denn die Ortsdurchfahrt würde wieder etwas stressig sein und dafür brauchte man Konzentration.
Unmerklich verließ ich den Main und fand mich am Ufer der Regnitz wieder und ehe ich es mich versah, fotografierte ich Klein-Venedig

Bamberg Camping-Insel

Der Campingplatz war südlich von Bamberg, ich brauchte also nur dem Regnitzradweg zu folgen. Nach einer Fahrt durch den Stadtwald war ich auch schon im Ortsteil Bug und fand bald einen Hinweis auf den Campingplatz.

Ich baute mein Zelt direkt am Ufer der Regnitz auf, duschte und verbrachte den Abend in der schönen Camperklause, aß einen Wurstsalat und trank einige Weizenbiere, die dem ausgedörrten Körper sehr gut taten.

Donnerstag, 10.06.2004 Fronleichnam

Der Wetterbericht hatte für heute schwere Gewitter vorausgesagt und meine Frau meinte, ich sollte für die nächste Nacht doch besser ein Zimmer suchen.
Würde das Wetter wirklich so schlecht werden? Der Himmel war blau, es war warm und angenehm. Sollte ich alles abbauen und zusammenpacken?

In der Camperklause konnte man auch Frühstücken. Von diesem Angebot machte ich an diesem Morgen Gebrauch und bekam für 5 Euro ein gutes Frühstück.
Bamberg altes Rathaus, Südseite Bamberg Dom Nicht zuletzt deswegen entschied ich mich zu bleiben. Das Gewitter würde sicherlich nicht so schlimm werden, sicherheitshalber konnte ich ja meine Regenjacke mitnehmen, die ich bisher noch nicht gebraucht hatte.
Am Campingplatz gab es auch eine Bushaltestelle, aber die Busse fuhren sehr unregelmäßig, so dass ich also mit dem Fahrrad in die Stadt fuhr.

Fronleichnam in einer Bischofsstadt! Welch ein Schauspiel! In der ganzen Innenstadt waren Lautsprecher aufgehängt, so dass man die Gebete und Lieder überall mithören, mitsingen und mitbeten konnte. Bamberg Fronleichnam Jede Pfarrei trug Statuen von Jesus, Maria und anderen Heiligen in der Prozession mit, teilweise wurden die Statuen von 10 Männern getragen.
Bamberger Reiter Der Abschluß war natürlich im Dom. Vor dem Dom hatte man noch einmal einen Altar aufgebaut, auf dem die letzten Fürbitten für die Stadt Bamberg und ihre Einwohner gebetet wurde, bevor es zum Lobpreis des Herrn in den Dom ging.

Nach der Zeremonie konnte man das Innere des Doms besichtigen. Im Inneren befindet sich das wichtigste Symbol der Stadt: der Bamberger Reiter, eine Plastik, die das Idealbild des Ritter- und Königtums darstellt. Nicht in kriegerischer Pose, sondern nachdenklich, mit einem Blick für die Sorgen und Nöte seiner Untergebenen.

Schlenkerla

Nach der Prozession ging es dann zuerst einmal zum Schlenkerla ein Rauchbier trinken. Dort waren dann auch schon alle, die an der Prozession mitgewirkt hatten, vereinigt.

Bevor ich Essen gehen wollte, wollte ich noch die Zugverbindungen von Bamberg in Richtung Würzburg und weiter nach Karlsruhe erfahren. Ich fuhr also zum Bahnhof und holte mir die notwendigen Auskünfte. Die Fahrkarte nach Karlsruhe sollte etwa 39 Euro kosten, inklusiv Umsteigen in Würzburg und Heilbronn.

Zu Mittag aß ich in einem schönen Biergarten im Hof eines Gasthauses in der Altstadt.

Die Bamberger sind ausgesprochen stur. Das sah man zum Einen an den merkwürdigen Preisen (ein Bier im Schlenkerla kostete 2 Euro 5 Cent), die altes Rathaus, Torturm Euroumstellung erfolgte also 1:1, es wurde nicht großzügig gerundet wie bei uns und auch daran, dass die Stadtväter sich nicht durch Kaputtsanierer, die nach dem Krieg in vielen deutschen Städten gewütet haben, ihre schöne Stadt haben verschandeln lassen. Bamberg wurde im Krieg nicht zerstört, aus diesem Grund ist sehr viel alte Bausubstanz erhalten geblieben. (Es gibt etwas 1400 Häuser unter Denkmalschutz) und im Zuge einer behutsamen Sanierung, für die es auch Fördermittel aus dem Topf der europäischen Gemeinschaft gab, sind sehr viele schöne Schmuckstücke entstanden.

Der Himmel zog sich tatsächlich zu, es wurde sehr warm und zunehmend schwüler, so dass ich gegen 17 Uhr wieder zurück zum Campingplatz fuhr. Keine Minute zu früh, den schon bald begann es zu regnen. Es stürmte etwas und donnerte, aber ich hatte mein Zelt an einem geschützten Platz aufgebaut, so dass ich nicht viel mitbekam.

Ich telefonierte lange mit meiner Frau wegen der beabsichtigten Rückfahrt und sie meinte, sie wolle einen Ausflug machen und mich in Würzburg abholen und wir vereinbarten einen Treffpunkt am Mainufer.

Nach dem Gewitter trank ich noch etwas in der Camperklause und bestellte mein Frühstück für morgen.

Freitag, 11.06.2004 Bamberg - Würzburg - Karlsruhe (Heimfahrt)

Würzburg Dom innen Würzburg Residenz

Den nächsten Tag ging ich gemütlich an. Meine Frau würde erst nachmittags in Würzburg sein, die Fahrt mit dem Zug dauerte etwa eine Stunde, den Zug, den ich mir herausgesucht hatte, fuhr um 11 Uhr.

Um 12 Uhr war ich dann in Würzburg. Nun konnte ich auch noch einen Blick in den Dom werfen und als Abschluß die Residenz, das Meisterwerk von Balthasar Neumann, besichtigen.

Ich war gerade fertig mit meinem Mittagessen, als mich meine Frau anrief um mitzuteilen, dass sie und mein Sohn mich am vereinbarten Treffpunkt erwarteten. Dort angekommen, verstaute ich mein Gepäck und dann machten wir zusammen noch einen kleinen Stadtrundgang, bevor wir der Heimat entgegen fuhren