Back to the roots

Radtour an der Lahn von Bad Laasphe bis Lahnstein

Einleitung

Das Lahntal...
Als meine Eltern sich 1960 entschlossen, in Lahnstein ein Haus zu bauen, war meine enge Verbundenheit mit dem Lahntal besiegelt.
Wir wohnten etwas außerhalb von Lahnstein, von unserem Garten konnte ich immer die Eisenbahnbrücke über die Lahn und oben auf der Bergspitze die kleine Kirche des Klosters Allerheiligenberg sehen. Mein Schulweg führte mich am Fuß des Lahneckberges entlang, von hoch oben blickte die Burg auf die Stadt herab.

Meine ersten Radtouren unternahm ich lahnaufwärts, nach Bad Ems und nach Nassau und meine Bundeswehrzeit verbrachte ich in Diez.

Unterwegs im Lahntal

Aber weiter als nach Limburg bin ich im Lahntal nie gekommen und in mehr als zwanzig Jahren verändert sich auch viel, es wurde also Zeit, wieder einmal zurück zu den Wurzel zu gehen.
Im Radreiseforum beschrieben einige den Lahnradweg als einen der schönsten in Deutschland und auch das machte mich neugierig.

Der Entschluss war ziemlich spontan, wenn auch die Idee schon älter war. In meiner ersten Urlaubswoche versprach das Wetter ganz brauchbar zu werden, so dass ich mich kurzfristig um einen Fahrradstellplatz im IC von Karlsruhe nach Marburg bemühte, was dann auch funktionierte, ein Privatzimmer in Bad Laasphe war auch schnell gefunden und am 2. August um kurz vor 1 Uhr mittags zog ich dann los.

Entgegen den Ratschlägen meiner Frau nahm ich wieder die Campingausrüstung mit(etwa 10 kg Gepäck zusätzlich), denn Campingplätze gab es genug und auf diese Weise war ich etwas flexibler, als wenn ich mich immer um Zimmer hätte bemühen müssen. Dafür montierte ich aber keine Frontroller auf die Lowrider.

Hinfahrt, Dienstag, 02.08.2005

Der IC fuhr von Konstanz nach Stralsund, ich war überrascht, überhaupt noch einen Stellplatz bekommen zu haben. Das Fahrradabteil war im Steuerwagen untergebracht, in Karlsruhe waren noch 4 Stellplätze frei. Der von mir reservierte Platz war natürlich belegt, ich nahm einen anderen.

In Heidelberg stiegen viele Radler aus, jetzt wurde auch mein Fahrradplatz frei, sicherheitshalber stellte ich mein Fahrrad dort ab, um unnötige Diskussionen zu vermeiden, denn es waren sicherlich nicht alle Fahrräder auf reservierten Plätzen abgestellt.
In Frankfurt begannen dann die Diskussionen: Zwei Fahrräder hatten keine reservierten Plätze, sie standen im Gang. In Frankfurt wechselte der Zug die Fahrtrichtung, der Lokführer musste also jetzt vom Steuerwagen aus den Zug fahren und kam nicht zu seiner Kabine, weil die Fahrräder im Weg standen.
Irgendwie arrangierte man sich, die Fahrräder wurden umgestellt, eine Frau, die im Fahrradabteil saß, passte auf, das nichts passierte.

In Marburg hievte ich mein Fahrrad zur Tür, befestigte mein Gepäck und wartete, bis der Zug hielt. Der Bahnsteig war sehr niedrig, nicht so luxuriös wie in Karlsruhe, wo man fast ebenerdig einsteigen konnte, mit meinem Gepäck nicht so einfach, aber irgendwie schaffte ich es

Auf dem Bahnsteig stand ein Paar mit einem Tandem, das auch nach Bad Laasphe wollte. Wir hatten noch etwa eine Stunde Aufenthalt, der Zug fuhr glücklicherweise am gleichen Bahnsteig, ich brauchte mit meinem Gepäck also keine Treppen steigen, die Tandemfahrer klagten mir ihr Leid, da sie an einem anderen Bahnsteig angekommen waren.
Ich ging in die Bahnhofshalle, um mir noch etwas zu trinken zu kaufen, als zufällig vor dem Bahnhof eine Fahrraddemo vorbeifuhr, die sich für das Fahrrad als alternatives Verkehrsmittel ausprach, denn immer mehr Autos verursachen immer mehr Staus.
Die Tandemfahrer erzählten, sie wollten morgen bis zur Lahnquelle fahren und dann dort offiziell mit der Lahntour beginnen, ich wollte meine Tour sofort in Bad Laasphe anfangen, so würden wir uns wohl nicht mehr treffen.

Der Zug nach Bad Laasphe hatte Fahrradabteile vorne und hinten, offiziell für jeweils 8 Räder. Aber das kümmerte niemand, zeitweise waren wohl 15 Fahrräder untergebracht. Neben dem Fahrradabteil war die erste Klasse und der Zugführer gab uns die Erlaubnis, erster Klasse zu fahren, damit wir auf die Fahrräder und unser Gepäck aufpassen konnten.

In Bad Laasphe verabschiedete ich mich von dem Tandempaar und suchte meine Unterkunft.
Fachwerkhaus in Bad Laasphe Die junge Lahn Die Enkel der Vermieterin begrüssten mich lautstark und zeigten mir mein Zimmer "Alles frisch geputzt!" meinten sie, dann wollten sie mir noch zeigen, wie schnell sie über den Balkon zum Nachbarzimmer einen Rundlauf machen konnten, ich sagte ihnen, dass sie das ja morgen wieder machen könnten und dann meinte einer: "Aber dann bist Du ja nicht mehr da!" Wir konnten die Diskussion nicht zu Ende führen, da die Mutter rief.
Ich machte dann einen Stadtrundgang, es gab viele Fachwerkhäuser, teilweise mit schön geschnitzten Eckbalken und ich machte natürlich ein Foto von der jungen Lahn.
Zum Abendessen ging ich in das Lokal "unterm Steinchen" und aß Pfifferlinge mit Serviettenknödel. Dazu gab es ein lokal gebrautes "Bosch"-Bier (ich dachte, die machen nur Autozubehör und Werkzeug).

Mittwoch, 03.08.2005 Bad Laasphe - Wißmarer See (bei Giessen) (82 km)

Zum Frühstück gab es Brötchen mit Honig aus eigener Produktion. Etwa um halb neun Uhr fuhr ich los, bis Marburg war die Strecke dieselbe wie gestern mit der Bahn, nur dieses Mal von einer anderen Perspektive und natürlich in die andere Richtung.
Der Radweg war sehr gut ausgeschildert, führte teilweise auf geteerten Wirtschaftswegen, teilweise auch auf unasphaltierten Wegen, teilweise auf normalen Strassen, auf denen, obwohl als stark befahren gekennzeichnet, kaum Verkehr war. Das Wetter war sehr angenehm, nicht zu heiss, Sonnenschein, ein paar Wolken. Marburg Burg Meine erste Station war Marburg. Hier hatte ich mir zwei Highlights augesucht, die ich besichtigen wollte. Die Elisabethkirche, die erste rein gotische Hallenkirche in Deutschland, gebaut auf dem Grab der heiligen Elisabeth. Marburg St. ElisabethDie Kirche war bis zur Durchsetzung der Reformation eine bekannte Wallfahrtsstätte. Und die Marburg, die der Stadt den Namen gab. Schon im 10. Jahrhundert gab es einen Adelssitz auf dem Schlossberg, die erste urkundliche Erwähnung war 1138. 1529 führten Luther und Zwingli hier ein Religionsgespräch, im 18. Jahrhundert wurde die Burg geschleift, aber wieder aufgebaut. Heute beherbergt sie das Universitätsmuseum.

Nach der Mittagspause ging es weiter, vorbei an den ersten Stauwehren, die von den Kanufahrern mühsam umtragen werden mussten, denn es gab hier noch keine Schleusen.

Die Lahn bei Marburg

Gegen 4 Uhr nachmittags erreichte ich den Wißmarer See, ein Naherholungsgebiet mit Campingplatz, wo ich am Lahnufer mein Zelt aufstellte.
Der Ort selber hatte nicht viel zu bieten, das Herzstück war wohl der See mit seinem Kiosk, von dessen Terrasse man einen schönen Blick hatte und der nicht weit von meinem Zelt entfernt war.

Der Campingplatz war riesig und fest in der Hand von Dauercampern im Rentenalter. Das allumfassende Thema war die Entfernung des Wassergrases, dass im klaren Wasser des Sees gewachsen war. Dafür wurden spezielle Boote eingesetzt, mit denen das Gras abgeschnitten und zum Aufsammeln zusammengeschoben wurde.

Der Himmel hatte sich verfinstert, es sah nach Regen aus, erste Sturmböen ließen ein Gewitter vermuten, aber es nieselte nachts nur ein wenig und am Morgen war alles wieder trocken.

Donnerstag, 04.08.2005 Wißmarer See - Runkel (bei Limburg) (87 km)

Am nächsten Morgen frühstückte ich am Kiosk, die Mäh-Arbeiten auf dem See waren schon im Gang, der Berg von abgemähtem Wassergras am Ufer war deutlich geschrumpft, die ersten Fuhren Gras hatte man schon abgefahren.

Gemütlich packte ich mein Fahrrad und erreichte schon nach kurzer Fahrt Giessen. Im Internet gibt es einen virtuellen Stadtrundgang, aus dem ich mir einige DingeGiessen Leib'sches Haus Giessen Stadtkirchenturmausgesucht hatte: Im Stadtzentrum steht der Stadtkirchenturm aus dem 15. Jahrhundert, der Rest der Kirche fiel einem Bombenangriff im zweiten Weltkrieg zum Opfer. Das Leib'sche Haus (links), eines der ältesten Häuser Hessens (um 1350), rechts daneben das Wallenfels'sche Haus, die Grundmauern ebenfalls aus dieser Zeit, das Haus selber wurde im 18 Jahrhundert neu darüber errichtet. Das neue Schloss aus dem 16. Jahrhundert, eines der bedeutendsten Fachwerkgebäude in Hessen. Giessen ist eine Universitätsstadt und der Chemiker Justus Liebig lehrte und forschte dort

Weiter fuhr ich nach Wetzlar. Über die alte Steinbrücke aus dem 13 Jahrhundert gelangte ich in die Altstadt. Irgendwo an der Lahn liess ich mein Fahrrad stehen und erklomm die hügelige Stadt. August Bebel verbrachte hier seine Jugend und in einem Haus wohnte auch Goethe, der in Wetzlar ein juristisches Praktikum absolvieren sollte. Wetzlar FachwerkAuch hier gab es auf dem Weg zum Dom viele interessante Fachwerkhäuser zu sehen, die in einem virtuellen Stadtrundgang im Internet auch beschrieben sind.
Wetzlar Steinbruecke Bei den Fachwerkhäusern sind mir die krummen Balken an den Eckverstrebungen aufgefallen.
Der Dom ist merkwürdig: Die Fassade ist unfertig, der vordere, gotische Teil ist aus Sandstein, hinten steht teilweise noch die alte Basilika, die abgerissen werden sollte und durch einen imposanteren Kirchenbau ersetzt werden sollte (Marburg und Limburg hatten es vorgemacht). Doch Ende des 14. Jahrhunderts schlitterte Wetzlar in eine Finanz- und Wirtschaftskrise, so dass der Dom über Jahrhunderte nur langsam und schleppend weiter gebaut wurde. So findet man im Wetzlarer Dom alle Stilelement der deutschen Baukunst vereint.
Wetzlar Dom Nach der Reformation teilten sich die Glaubensgemeinschaften den Dom, die katholische und die evangelische Kirchengemeinde benutzen denselben Altar bis heute.

Bei der Weiterfahrt machte mir der Gegenwind etwas zu schaffen, es ging überwiegend auf Wirtschaftswegen durch Getreidefelder, die gerade gemäht wurden.
Mein Ziel heute war Limburg, aber das würde ich nie schaffen.

Weilburg Schloss

Bald kam ich nach Weilburg, einer Stadt in einer Lahnschleife, die von einem Schloss hoch oben auf den Höhen überragt wurde.
Über eine Brücke ging es in den Ortskern, der sich steil bis zum Schloss den Berg hinauf zog.
In einem Teil des Schlosses ist ein Hotel untergebracht.

Das im 16. Jahrhundert erbaute Renaissanceschloss wurde im 18. Jahrhundert zu einer Residenz des Grafen von Nassau mit barockem Garten ausgebaut. Hauptsächlich der schöne Garten hat mir gut gefallen, wie von einem Balkon kann man von oben weit über das Lahntal blicken.

Weilburg Schiffstunnel

Ein technisches Highlight gibt es in Weilburg auch noch zu sehen: Der einzige Schiffstunnel Deutschlands. Wie schon erwähnt, liegt Weilburg in einer Lahnschleife, die mit diesem Tunnel abgekürzt werden kann. Da die Lahn nicht mehr mit gewerblichen Schiffen befahren wird, ist es für die verschiedenen Kajak- und Kanadierfahrer eine Gaudi, durch den Tunnel zu fahren. Als ich am Tunnel ankam, wurde gerade ein selbstgebautes Floss durchgeschleust.

Runkel Burgruine

Auf einer Karte in Weilburg war ein Campingplatz in Runkel eingezeichnet, dort wollte ich übernachten.
Vorher gab es noch in Aumenau die in der Routenbeschreibung vermerkte lange Steigung auf geschottertem Radweg. Diese Steigung am Ende der Etappe war wirklich ziemlich schlauchend, danach folgte ein Stück auf einer doch etwas mehr befahrenen Strasse, auch permanent bergauf und bergab, alles in allem das schwierigste Stück des Lahnradwegs.
Runkel Campingplatz Runkel wurde überragt von einer imposanten Burgruine, der Campingplatz war bevölkert von Kanuten, ganze Jugendgruppen hatten dort ihr Lager aufgeschlagen. Mit 6 Euro war der Campingplatz ausgesprochen preiswert

In Runkel gab es nur eine Kneipe mit einem Biergarten, der noch etwas Sonne hatte, der auch ziemlich grossen Zuspruch fand. Leider gab es dort aber nur Kleinigkeiten zu Essen, so dass ich mit einem Stück gebackenen Fleischkäse zufrieden sein musste. Dafür schmeckte das Bier gut

Freitag, 05.08.2005 Runkel - Lahnstein (70 km)

Gestern abend machten einige Kinder und Jugendliche an einer Feuerstelle ein Feuer, wo sie auch Papier verbrannten. Die Asche flog bis zu meinem Zelt und hat einige unschöne Rußflecken hinterlassen, glücklicherweise waren keine Löcher in das Überzelt gebrannt worden.
In der Nähe des Campingplatzes gab es einen ReWe-Laden, wo ich mich noch mit Getränken versorgen konnte.
Schloss Dehrn Dietkirchen St Lubentius Wenige Kilometer hinter Runkel war auf den Lahnhöhen Schloss Dehrn zu sehen und etwas weiter konnte man schon weit die romanische Stiftskirche St. Lubentius in Dietkirchen sehen. Sie wurde im 9. Jahrhundert über dem Grab des Heiligen St. Lubentius, der im 5. Jahrhundert an der unteren Mosel und im Lahntal missioniert hatte, gebaut. Der Sage nach wurde das Schiff mit seinem Leichnam von merkwürdigen Winden und Strömungen von Kobern bei Koblenz lahnaufwärts bis Dietkirchen getrieben.
St. Lubentius ist der Schutzpatron der Lahnschiffer.

Limburg Dom

Etwas später erreichte ich Limburg, dessen 7-türmiger Dom erhaben über der Stadt thront. Limburg ist bei weitem nicht so steil wie Weilburg, die Innenstadt ist auch sehr schön mit ihren Fachwerkhäusern und lädt zum Bummeln ein. Mit dem Bau des Doms wurde um 1210 begonnen, damals noch in romanischer Bauweise, aber die Baumeister mussten von Südeuropa beinflusst gewesen sein, man kann deutliche Parallelen zur pisanischen Romanik erkennen. Es erfolgte der Umbruch zur gotischen Bauweise, der hintere Teil des Doms ist eindeutig davon geprägt.

Wenige Kilometer sind es von Limburg bis Diez, auch hier wird die Stadt vom Grafenschloss überragt. Dort ist die Jugendherberge untergebracht, sie wird aber zur Zeit umgebaut.

Grafenschloss in Diez

In Diez verbrachte ich meine Bundeswehrzeit, die Kaserne lag direkt an der Lahn. Die Gebäude werden jetzt nicht mehr für militärische Zwecke benutzt, dort sind soziale Einrichtungen, eine Kindertagesstätte usw. untergebracht. Es war schon ein komisches Gefühl unbehelligt dort herumzufahren, kein Schlagbaum, keine Wache, man konnte mit dem Fahrrad gemütlich eine Runde auf dem Exerzierplatz drehen.

Von Diez bis Balduinstein ist der Lahnradweg am schönsten. Leider befindet sich zwischen Balduinstein und Obernhof ein Naturschutzgebiet, das mit dem Fahrrad nicht befahren werden kann. Als Alternative wird die Fahrt mit der Bahn empfohlen.
Als ich in Balduinstein ankam, fuhr gerade der Zug in Richtung Obernhof ab. Ich hatte also fast eine Stunde Aufenthalt. Da die Lahntalstrecke von der privaten VECTUS befahren wird, musste man die Fahrkarten im Zug lösen und der Bahnbedienstete im Bahnhof Balduinstein konnte keine Auskunft über den Preis geben.
Ich suchte mir ein stilles Plätzchen an der Lahn, aß und trank etwas und fand mich dann wieder am Bahnhof ein. Mittlerweile waren mindestens 20 Radler eingetroffen, die alle mit dem Zug weiterfahren wollten. Alle hatten mehr oder weniger Gepäck dabei, ich befürchtete schon, dass ein Chaos ausbrechen würde.

Neben mir diskutierten vier Radler über eine Radwegebeschreibung von Lahnstein nach St. Goarshausen (Rheintal): "Was soll das heissen? Steigungen sind nicht zu bewältigen! Heisst das, die Steigungen sind so mörderisch, dass man sie nicht mit dem Fahrrad bewältigen kann? Wieso macht man denn da einen Radweg, wenn die Steigungen nicht zu bewältigen sind?" So ging es eine Zeitlang hin und her, bis jemand die Lösung fand: "Das heisst wahrscheinlich, dass es keine Steigungen gibt, also auch keine zu bewältigen sind!"

Als der Zug kam, war alles ganz einfach: Die Radler verteilten sich und ein Teil stieg vorne ein, ein anderer Teil hinten und innerhalb von 2 Minuten waren alle 20 Radler im Zug.
Kloster Arnstein Wenn das bei der normalen Bahn auch immer so einfach wäre!
Im Zug war ein Schaffner, der uns mit dem Fahrkartenautomat half. Die Fahrt von Balduinstein nach Obernhof kostete 2,50 EUR (ohne Bahncard), es waren 2 Stationen.

Blick auf das Lahntal

Anscheinend ist geplant, für die Strecke auch eine Schiffspassage anzubieten, das wäre vermutlich interessanter als schnell mit der Bahn an diesem schönen Teil der Lahn vorbeizufahren.

Heute war der Tag der Bergwertungen: Hinter Obernhof ging der Radweg sehr steil hinauf zum Kloster Arnstein (1208 wurde die Kirche eingeweiht). Zur Zeit leben noch 7 Ordensleute im Kloster. Arnstein ist ein Wallfahrtsort und eine Jugendbegegnungsstätte.

Ich war der einzige Radler, der der Klosterkirche einen Besuch abstattete, die anderen sind gleich weitergefahren. Ab hier wurde der Radweg bis Nassau über den Lahnhöhenweg geführt, der schöne Ausblicke auf das Lahntal eröffnete, aber auch kurze, steile Anstiege und Abfahrten bereit hielt. Kurz vor Nassau war der letzte, heftige Anstieg zu bewältigen und kurz danach musste ich auf einer Bank an der Lahn etwas verschnaufen.

Bad Ems

In Dausenau wurde ich vom Regen überrascht. Glücklicherweise konnte ich den schlimmsten Schauer in einem Cafe bei einem Cappuccino abwarten, aber in Bad Ems erwischte es mich dann noch einmal. Die Orstdurchfahrt von Bad Ems war sehr unagenehm. Der Radweg führte über eine vielbefahrene Strasse, ohne Gehweg, es gab keine Chance kurz anzuhalten um die schönen Kuranlagen zu fotografieren, erst fast am Ortsausgang konnte ich auf einer Brücke kurz anhalten.

Wegen des schlechten Wetters entgingen mir sicher einige markante Sehenswürdigkeiten, zu diesem Zeitpunkt hatte ich nur noch mein Ziel vor Augen.

Eigentlich wollte mich meine Frau und meine Tochter in Nievern, einem kleinen Ort etwa 8 Kilometer vor Lahnstein erwarten, da sie dort ein Zimmer reserviert hatten, es war aber noch früh am Nachmittag, so dass ich entschloss, zunächst bis zur Lahnmündung zu fahren und dann in den Maximilian Brauwiesen, etwa 1 Kilometer auf dem Radweg in Richtung Koblenz, einzukehren.

Allerheiligenberg Burg Lahneck

Ab hier begleiteten mich meine Kindheits- und Jugenderinnerungen. Es hat sich viel verändert, die Umgehungsstrasse nach Bad Ems, die zusätzliche Brücke in Friedrichssegen. Die alte Schleuse, an der wir früher Abenteuerspiele gemacht haben war nun fest in der Hand von Yachtbesitzern. Aber die Kirche des Klosters Allerheiligenberg schaute immer noch hinunter auf das Lahntal, genauso wie Burg Lahneck auf der anderen Lahnseite.

Von hier war es jetzt nicht mehr weit bis zur Lahnmündung in den Rhein. Auf der anderen Rheinseite konnte man Schloss Stolzenfels sehen. Es begann wieder zu regnen, so dass ich schnell weiterfuhr zu Maximilian, mein Fahrrad abstellte und in der Brauereigaststätte ein zünftiges Bier und ein Vesper bestellte.

Lahnmuendung

Als der Regen nachliess, fuhr ich wieder zurück nach Nievern zu unserem reservierten Zimmer.

Fazit

Der Lahnradweg ist durchaus kein einfacher Radweg, wenn ich ihn mit kleineren Kindern gefahren wäre, hätte ich vermutlich an der einen oder anderen Stelle schon etwas Angstschweiss geschwitzt. Die Treidelpfade sind teilweise ziemlich eng und die Steigungen heftig (vor allem, wenn man die Städte genauer ansehen will).
Die Hinweise in der Radtourenbeschreibung waren sehr hilfreich, teilweise wurden auch Ersatzrouten vorgeschlagen. Wer sich nicht das Bikeline-Heft kaufen will, kann hier eine Beschreibung finden, Stadtpläne und virtuelle Stadtrundgänge, Informationen über Schlösser, Burgen und Kirchen gibt es sehr detailliert im Internet bei den einzelnen Städten.
Ich bin ohne Karte losgefahren, der Radweg war fast überall sehr gut ausgeschildert, mit etwas geografischem Verständnis geht das. Wer sich unsicher ist, sollte in jedem Fall das Bikeline-Heft (oder einen anderen Führer) zu Rate ziehen, dort sind auch viele Infos zu den Städten enthalten.

Mir hat der Weg Spaß gemacht, er war nicht so überlaufen, die Preise sowohl für Verpflegung als auch für die Übernachtung sind moderat. In kleineren Orten gibt es Privatzimmer für 20-25 EUR pro Person, als Einzelreisender ist man in Jugendherbergen nicht viel billiger dran, allerdings sind die Privatvermieter nicht immer einfach zu finden.