natürliche und von Menschen geschaffene Denkmäler

Radtour von Erlangen nach Füssen

Hinfahrt, Sonntag, 11.06.2006

Ich wollte an meine Radtour vor 2 Jahren (Maintour) anknüpfen und in diesem Jahr in Bamberg beginnen. Doch nach einigen Diskussionen und Überlegungen entschloss ich mich, in Erlangen, etwas weiter südlich zu beginnen. Denn einerseits sollte es in dieser Woche sehr heiss werden, da war es besser durch die Natur zu radeln anstatt durch Großstädte andererseits kannte ich nun Bamberg schon und Erlangen lag ebenfalls am Main-Donau-Kanal, dem ich zumindest am ersten Tag teilweise folgen wollte.

Meine Frau und meine Tochter wollten mich unbedingt mit dem Auto nach Erlangen bringen, auf diese Weise könnten sie noch einen Ausflug am letzten Tag der Pfingstferien machen. vor dem Schloss in Erlangen
Als wir ankamen, machten wir zuerst einen kleinen Stadtrundgang, gegen Abend half mir meine Tochter, mein Zelt auf dem Campingplatz aufzubauen. Als sie sich von mir verabschiedeten, war mir etwas wehmütig ums Herz, aber dann setzte ich mich auf mein Fahrrad und erkundete auf eigene Faust noch ein wenig die Stadt.

Es war der vorletzte Tag der Bergkirchweih (Berchkärwa), einer Art Wiesn im Wald am Berg. Diejenigen, mit denen ich sprach versicherten, dass dieses Volksfest einzigartig sei. wird Brasilien Weltmeister? Hier ist die offizielle Seite "Der Berg ruft".
In den Kellern im Berg lagerten in früheren Zeiten die Erlanger Brauereien ihr Bier den Sommer über. Es gab fest installierte Tische und Bänke, die aber nur für das Volksfest benutzt wurden, nur eine Brauerei hatte einen ganzjährig geöffneten Biergarten. Mehrere Bands spielten um die Wette, für jeden Musikgeschmack gab es etwas und man konnte vergleichsweise alle Erlanger Biere probieren. Natürlich konnte man auch fränkische und internationale Speisen kosten. Allerdings hatte die Maß Bier mit 6,50 EUR schon einen stolzen Preis. Die WM in Deutschland hatte begonnen und 2 leichtbekleidete Brasilianerinnen tanzten auf den Bühnen, denn Brasilien war einer der Topfavoriten.

Um 23 Uhr war Zapfenstreich und ich fuhr mit meinem Fahrrad zum Campingplatz zurück.

Montag, 12.06.2006 Erlangen - Brombachsee (ca. 90 km)

Am nächsten Morgen testete ich eine neue Variante aus: Ich hatte einen Wasserkocher dabei, mit dem ich mir im Waschraum etwas Wasser für einen Cappuccino heiss machen konnte, dazu aß ich eine Banane und einen Müsliriegel und hatte auf diese Weise ein schönes Frühstück.
Schon bald konnte ich meine erste Etappe beginnen. Heute standen zwei von Menschen gemachte Denkmäler auf dem Programm: der Main-Donaukanal und der Brombachsee. Der Weg neben dem Main-Donaukanal entpuppte sich als ein staubiger Naturweg, da etwas Wind wehte, war ich schon nach kurzer Zeit total eingestaubt. Mein Ziel war der Brombachsee, ich hatte zwar eine etwas veraltete Karte dabei, aber ich hoffte, dass der Radweg einigermassen ausgeschildert war.
Neben dem Kanal sah ich irgendwo einen Supermarkt, wo ich mich mit Getränken für den Tag versorgte.
So ging es vorbei an Nürnberg und Fürth bis die Abzweigung zum Brombachsee auftauchte, der ich dann weiterhin folgte. Hopfenfeld Dann kam ich am ersten Hopfenfeld vorbei, Zutat für eines der wichtigsten, bayrischen Grundnahrungsmittel.
Abenberg Abenberg ist sehr schön restauriert, in der Burg finden hin und wieder Veranstaltungen statt.
Leider ging mir irgendwo bei Abenberg mein Fahrradcomputer kaputt, so dass ich die Entfernungen nicht mehr messen, sondern nur noch anhand meiner Karte abschätzen konnte.
Der Radweg ging teilweise über wenig befahrene Strassen oder Wirtschaftswege, teilweise aber auch über ruppige Waldwege, die zwar schön schattig waren, aber meinem bepackten Fahrrad ziemlich zusetzten.
Das Kornhaus in Spalt

Irgendwo hinter Abenberg kam dann eine Baustelle, durch die ich mit meinem Fahrrad nicht hindurch konnte, aber auf diese Weise kam ich durch den sehr schönen Ort Spalt.

der grosse Brombachsee

Zum Brombachsee ging es dann noch eine 10%ige Steigung hinauf und auf der anderen Seite des Hügels wieder hinunter und dann stand ich am Nordufer. Der See war wirklich riesig, hier würde es sich lohnen, einmal ein paar Tage Familienurlaub zu verbringen, auf dem See fuhr ein Schiff, ein sogenannter Trimaran, und verband die einzelnen Orte am See. Sandstrände luden zum Baden ein. Über einen Deich, der den grossen Brombachsee vom Igelsbachsee und dem kleinen Brombachsee trennte, fuhr ich zum Campingplatz auf der Südseite des kleinen Brombachsees.

Hier gibt es nähere Infos zum Brombachsee.
Hier erfährt man etwas über die Hintergründe des Seenverbundes (Altmühlsee und Brombachsee)

Wie überall, so stand auch der Campingplatz im Zeichen der WM. Im Gemeinschaftshaus konnte man die Spiele verfolgen. Da die normale Zeltwiese überfüllt war, durfte ich auf einer Ersatzwiese neben dem Gemeinschaftshaus zelten und so bekam ich jedes Tor hautnah mit.
Sonnenuntergang am kleinen Brombachsee Abendessen konnte ich in einem Restaurant am Bahnhof von Langlau, dem einzigen Lokal, dass ich in dem Ort fand. Abgesehen von dem grossartigen Sporthotel direkt neben dem Campingplatz.
Zum Abschluss des Tages konnte ich noch den Sonnenuntergang über dem kleinen Brombachsee geniessen.

Dienstag, 13.06.2006 Brombachsee - Donauwörth (geschätzte 110 km)

Nach meinem Frühstück packte ich zusammen und machte mich entlang des kleinen Brombachsee in Richtung Verbindungsstollen zum Altmühlsee auf den Weg. Nach einiger Zeit ging der Weg über die Wasserscheide, durch die die Verbindung zwischen Altmühlsee und Brombachsee hindurchgebohrt worden war. An einem Informationspunkt konnte man sich über das System informieren (siehe auch den obigen Link).

Der Karlsgraben

Dann verlor ich den Weg, ich fuhr über einen Bergrücken und erreichte die Altmühl etwas weiter südlich, bei Ehlheim.

Mein nächstes Ziel war Graben, bei Treuchtlingen, dort gab es den Karlsgraben, ein erster Versuch die Wasserscheide zwischen Main und Donau zu überwinden, vor 1200 Jahren. Karl der Grosse hatte das Projekt begonnen, aber ungünstige geologische Verhältnisse und politische Widrigkeiten sorgten dafür, dass das Projekt vermutlich nie vollendet wurde.
Ein von Menschen gemachtes Denkmal war es allemal, es gibt am Ende eines Rundweges einen Brunnen, dessen Wasser auf der einen Seite zum Main hin abfliesst, auf der anderen Seite zur Altmühl hin.

Treuchtlingen und Pappenheim sind sehr schöne Orte, in denen man in netten Cafes eine Pause einlegen kann. In Pappenheim fand ich auch einen Fahrradladen, wo ich mir einen neuen Tacho für mein Rad kaufte und einige Kilometer weiter fand ich ein ruhiges, schattiges Plätzchen, an dem ich den Tacho montierte.

Die 12 Apostel

Nun kamen die natürlichen Denkmäler: Hinter Pappenheim verengte sich das Altmühltal und das Gestein und das Wasser hatten dafür gesorgt, bizarre Felsformationen freizulegen. Immer wieder wurde der Blick von den interessant geformten Talwänden festgehalten.

In Dollnstein, ebenfalls ein schöner Ort mit einer restaurierten Stadtmauer, gab es ein weiteres Naturdenkmal: Vor 250000 Jahren hatte sich die Donau durch ein Tal weiter nordwärts gegraben und die Altmühl mündete bei Dollnstein in den Fluss. Erst der Einschlag des Meteoriten, durch den das Nördlinger Ries entstanden ist, bewirkte, dass die Donau bei Weltenburg das Gebirge durchbrechen konnte. Das Urdonautal Im Urdonautal verlandete und die Altmühl benutzte das von der Donau gegrabene Tal und mündete erst bei Kehlheim in den Fluss.

Der Radweg durch das Urdonautal führte auf der Trasse einer ehemaligen Eisenbahnlinie entlang, man kam sogar an einem Bahnhof vorbei.

In Rennertshofen traf ich dann auf die echte Donau. Der Tag war schon ziemlich fortgeschritten, einen Campingplatz würde ich erst wieder südlich von Donauwörth finden. Das war mir zu weit, ich folgte jetzt dem Donauradweg und suchte in den nächsten Ortschaften nach einem freien Zimmer. Leider fand ich spontan nichts, so dass mir nichts anderes übrig blieb, als bis nach Donauwörth zu fahren. An einem Infopunkt waren dann einige Gasthöfe und Pensionen Donauwoerth Fuggerhaus angegeben, mit einem Stadtplan, wo sie zu finden sind. Ich suchte mir die Pension Gertrud aus, rief dort an und fand sofort ein freies Zimmer. Die Pension lag ziemlich weit den Berg hinauf, auf dem Stadtplan sah es nicht so hügelig aus, aber das Zimmer war sehr schön, mit Blick zum Garten.

Nach einer erfrischenden Dusche ging ich in die Stadt. Donauwörth ist eine sehenswerte Stadt mit einer wechselhaften Geschichte. Im 15. Jahrhundert wurde sie Reichsstadt und erlebte einen Aufschwung an der Handelsstrasse zwischen Augsburg und Nürnberg, aber 1605 gab es Auschreitungen zwischen den protestantischen und katholischen Bewohnern, die zur Reichsacht führte. Herzog Max von Bayern besetzte die Stadt und behielt sie als Pfand. Erst 1715 wurde Donauwörth Bayern zugesprochen.

In einem netten, italienischen Restaurant, wo man nicht den Lärm der Fußballspiele hörte, aß ich ein Pizza. Die Stadt hatte ein sehr angenehmes Flair, hier fühlte ich mich wohl.

Mittwoch, 14.06.2006 Donauwörth - Augsburg (ca. 85 km)

Beim Frühstück am nächsten Morgen saßen noch zwei Radler, Mann und Frau, etwa in meinem Alter, die aus Augsburg kamen und weiter entlang der romantischen Strasse nach Würzburg und dann den Rhein entlang nach Amsterdam fahren wollten. Eine so lange Tour würde ich auch gerne einmal machen.

Von Donauwörth gab es mehrere Radwege in Richtung Süden, einen davon würde ich schon treffen, so dachte ich, denn ich hatte ab hier keine Landkarte mehr, nur eine etwas dürftige Beschreibung der Ortschaften, durch die man auf der romantischen Strasse kommen musste.
Herrgöttle von Biberbach Der erste Radweg, dem ich folgte, war die Via Claudia, die auch nach Füssen und dann weiter nach Österreich und über Fern- und Reschenpass bis in die Poebene führte. Aber eigentlich wollte ich ja der romantischen Strasse folgen und irgendwann traf ich sie wieder.
Ein Highlight, dass man gesehen haben muss, ist das "Herrgöttle von Biberbach" in der Wallfahrtskirche Hl.Kreuz. Angeblich fand ein Bauer das Kruzifix 1525 auf seinem Feld und brachte es nach Biberbach. Bald begannen Wallfahrten dorthin und 1694 wurde eine neue Kirche um das Kruzifix herum gebaut.

Blankenburg

Dann begannen die Probleme: Die Strasse, auf der der Radweg entlang führte, war aufgerissen, ich kam nicht durch. Ich suchte eine Umleitung, die ich dann im Jakobspilgerweg fand. Dieser Weg war aber vorrangig für Fußgänger gedacht, nicht für ein bepacktes Reiserad. Glücklicherweise fand ich nach ein paar Kilometern wieder den richtigen Radweg. So ging es dann bis zur nächsten Baustelle, wo ich dann etwas die Orientierung verlor und teilweise über den Jakobsweg, teilweise auch über andere Radwege nach Augsburg hineinkam. Ohne Karte war das nicht so einfach. Ich orientierte mich an den Buslinienplänen, die mich in die Innenstadt führten. Radwegeschilder gab es manchmal, manchmal auch nicht, es konnte sein, dass an entscheidenden Stellen ein Schild fehlte oder zugewachsen war.

Endlich hatte ich die Orientierung wiedergefunden, der Campingplatz in Augsburg war etwa 7 km außerhalb. Irgendwie war ich schon ziemlich genervt, Kopfsteinpflaster, schlechte Beschilderung, ich fuhr mehrfach im Kreis, weil ich die Innenstadt nicht fand und dann musste ich wieder 7 km zurück zum Campingplatz.

Der Campingplatz versöhnte wieder etwas, die Lage war sehr schön, die sanitären Anlagen blitzsauber, es war ruhig und nicht überlaufen und schließlich fand ich dann auch den richtigen Radweg in die Stadt. In einem Edekamarkt kaufte ich mir Getränke, denn am Donnerstag war Fronleichnam, ein Feiertag.
Neben dem Edekamarkt war eine Pizzeria, wo ich eine gute Pizza aß. Da ich ziemlich müde war, fuhr ich bald zurück und kroch früh in mein Zelt

Donnerstag (Fronleichnam), 15.06.2006 Augsburg - Landsberg (ca. 81 km)

Wieder einmal bin ich an Fronleichnam in einer Bischofsstadt!
Augsburg Rathaus Wie in Bamberg, so wurde auch hier die gesamte Prozession über Lautsprecher in der Innenstadt übertragen. Heute fand ich hinein, vielleicht weil ich von einer anderen Seite in die Stadt kam, es war auch nicht zu überhören. Ich hielt auf dem Rathausplatz vor einem Tourist-i, um mir einen Stadtplan zu besorgen.
Ich stellte gerade mein Fahrrad ab, als mich eine Frau ansprach, ob sie mir helfen könnte. Sie war eine offizielle Führerin und ihre Stadtführung, die für heute morgen geplant war, fiel wegen der Prozession aus. Sie fragte mich wo ich herkäme und es stellte sich heraus, dass sie auch aus Karlsruhe kam, in Augsburg hängen gelieben ist und vor zwei Wochen eine ähnliche Radtour, nur in die andere Richtung gemacht hatte.die Fuggerei in Augsburg Sie holte mir einen Stadtplan und lud mich zur Führung um 14 Uhr ein, aber da wollte ich eigentlich schon in Richtung Landsberg unterwegs sein. Auf meine Frage, was man denn unbedingt gesehen haben musste, sagte sie mir: "Die Fuggerei und wenn Sie dort in dem Cafe etwas Essen und Trinken, dann kommt das Geld dem Förderverein zu Gute, wenn Sie hier in der Stadt einen Kaffee trinken, dann verdient nur das Cafe daran."
Das war ein gutes Argument, ich verabschiedete mich und machte mich auf den Weg zur Fuggerei.
"Die Fuggerei ist heute die älteste erhaltene Sozialsiedlung der Welt. 1521 vom Augsburger Kaufherrn Jakob Fugger auch im Namen seiner damals bereits verstorbenen Brüder Ulrich und Georg gegründet, bietet sie bis heute rund 140 in Not geratenen katholischen Augsburger Bürgern Wohnraum. Die Bewohner bezahlen heute eine Jahres(kalt)miete von 0,88 Euro. Sie sprechen außerdem täglich drei Gebete (das "Vater unser", das "Glaubensbekenntnis" und das "Ave Maria") für die Stifter und ihre Familie". Das und vieles andere Wissenswerte über die Fugger kann man hier nachlesen.
Es werden Führungen gemacht, wer Phantasie hat kann sich auch anhand der vielen Schautäfelchen ein Bild machen, wie das Leben in der Fuggerei ablief. Genial fand ich den Türöffner und das Guckloch vom Wohnzimmer in den Flur.

Dann machte ich mich auf den Weg nach Landsberg, nicht ohne vorher durch die Maximilianstrasse zu fahren, die wegen der Prozession noch für den Autoverkehr gesperrt war.

das Lechwehr

Der Ausgang war nicht so leicht zu finden! Da ich immer noch keine Karte hatte, konnte ich mich wieder nur an den Buslinien orientieren, aber endlich fand ich das Lechwehr, ein wichtiger Knotenpunkt auf dem Weg in die Lechauen, ein bevorzugtes Naherholungsgebiet der Augsburger. Ich kam an mehreren Seen vorbei, die bei dem heissen Wetter das Ziel vieler Radler waren und an einem Grillplatz, fest in der Hand von Türken.

Je weiter ich kam, desto ruhiger wurde es und bald war ich allein. Irgendwo verlor ich wieder den Radweg und fuhr kurzentschlossen über den Lechhöhenweg, der auch wieder nur für Wanderer gedacht war, aber schöne Ausblicke auf das Lechtal unter mir eröffnete. Der Lech hatte sich ein tiefes Bett in das Voralpenland gegraben, direkt am Ufer konnte man so gut wie nie fahren, die vielen Staustufen taten ein übriges, so dass man den Fluss nur selten zu sehen bekam.

Der Tag war sehr heiss und es wurde zunehmend schwüler. Irgendwie machte ich unterwegs schlapp. Die Steigungen machten mir mehr zu schaffen als sonst, ich musste mehrfach anhalten und die schlechten Radwege und die verwirrende Beschilderung sorgte dafür, dass ich irgendwann entnervt nur noch der Landstrasse nach Landsberg folgte.
Glücklicherweise war an dem Feiertag wenig Verkehr.

Campingplatz in Landsberg

Endlich war ich da! In einem Cafe trank ich zuerst ein kühles Spezi, das den Kreislauf wieder in Schwung brachte, bevor ich mich auf den Weg zum Campingplatz machte.

Dort baute ich mein Zelt an einer vermeintlich ruhigen Ecke auf, duschte, kaufte mir noch zwei Bier und war nur noch fertig mit der Welt.
Bis eine Gruppe Wanderer auftauchte, die mit einem Bollerwagen und ausreichend Biervorräten mehrere Zelte in meiner näheren Umgebung aufbauten. Ein relativ großes Zelt bauten sie direkt neben meinem auf und da die Kollegen schon mächtig getankt hatten, war das mit dem Gestänge in die richtigen Laschen einfädeln eine riesige Aktion. Zu guter Letzt bot ich meine Hilfe an und mit vereinten Kräften gelang es uns, das Zelt aufzustellen, ohne dass mein Zelt Schaden genommen hat.
Es stellte sich heraus, dass es Feuerwehrleute aus dem Sauerland waren, die jedes Jahr eine mehrtägige Wanderung unternahmen und in diesem Jahr Landsberg als Ziel hatten.

Glücklicherweise verzogen sie sich bald wieder, sie kamen erst spät in der Nacht laut grölend wieder zurück, lärmten noch eine Zeitlang herum bis nur noch Sägegeräusche zu hören waren.

Freitag, 16.06.2006 Landsberg - Lechbruck (ca. 70 km)

Nach meinem Frühstück (die Sauerländer waren gerade so dabei aufzuwachen) packte ich und fuhr zurück nach Landsberg. In einem Buchladen fand ich endlich eine brauchbare Radkarte, einen Getränkemarkt, in dem ich meine Flüssigkeitsvorräte kaufen konnte, fand ich nicht.
Dann ging es einige Zeit am Ufer des Lechs entlang, bis ein Anstieg wieder auf die Höhen führte. In dieser Gegend hatten wir vor einigen Jahren schon einmal Urlaub gemacht und die ganzen Highlights des Pfaffenwinkels (Neuschwanstein, Wieskirche, Linderhof, Oberammergau) erkundet. Deshalb wollte ich nicht dem Radweg der romantischen Strasse folgen, sondern der Via Claudia, denn der Weg erschien mir gradliniger und mit weniger Steigungen.

Das Ballenhaus in Schongau

Gegen Mittag erreichte ich Schongau. Ich wollte nicht den Fehler von gestern wiederholen, deshalb hielt ich am Restaurant im Ballenhaus und aß einen Salat und trank zwei Spezi, um den Kreislauf fit zu halten.
Vorher kaufte ich mir noch in einem Drogeriemarkt 3 Liter Apfelsaftschorle, das musste bis heute abend ausreichen. Die Idee hätte mir schon früher kommen können, Schlecker, DM-Markt oder Drogerie Müller gibt es in jeder grösseren Stadt in der Fußgängerzone, Supermärkte befinden sich fast ausschliesslich in der Peripherie und an Radwegen findet man keine Hinweisschilder.

Am Ortsausgang von Schongau kam ich dann gleich an mehreren Supermärkten vorbei.
Einige Kilometer weiter wartete auch heute wieder die obligatorische Baustelle auf mich, die ich weiträumig über den bekannten Lechhöhenweg umfahren musste. Füssen ist nicht mehr weit In Lechbruck kam ich an einem Campingplatz vorbei und nach kurzer Überlegung entschloss ich, hier die Nacht zu verbringen. Bis Füssen waren es noch etwa 30 Kilometer, das würde ich morgen noch schaffen.

Ich baute mein Zelt auf, duschte und fuhr in den Ort Lechbruck um in einem Gasthof mit Metzgerei zu Abend zu essen. Nach dem Essen zog sich der Himmel zu, es sah nach einem Gewitter aus. Ich beeilte mich, um zu meinem Zelt zu kommen und schon bald begann es zu regnen. Es regnete fast die ganze Nacht, an einer Stelle kam etwas Wasser in mein Zelt, ich dichtete die Stelle mit einem Handtuch ab und legte mich etwas weiter in die Mitte, so konnte ich ruhig und trocken schlafen.

Samstag, 17.06.2006 Lechbruck - Füssen und Heimfahrt (ca. 30 km)

Am Morgen war der Himmel noch wolkenverhangen, es tröpfelte ein wenig und ich wartete einen Moment ab, an dem es nicht regnete um zu Frühstücken und meine Sachen zusammen zu packen. Zu lange durfte ich nicht zögern, denn immer wieder erinnerte mich Petrus daran, dass der Regen jederzeit wieder anfangen konnte. Ich stieg auf und fuhr los in Richtung Füssen. Am letzten Tag durfte ich dann doch noch meine Regenjacke aus der Versenkung hervorholen, allerdings war das nur ein symbolischer Akt, nach etwa einem Kilometer hörte es dann endgültig auf zu regnen und bei meiner Ankunft in Füssen schien die Sonne. Unterwegs überholte ich eine Gruppe Radfahrer, die aus der Nähe von Pforzheim kamen und ihr Gepäck von Ort zu Ort fahren liessen. Sie meinten, sie hätten mich gestern schon in Landsberg gesehen, ich konnte mich leider nicht erinnern.

Der Radweg führte an der Festspielhalle vorbei, in der das König Ludwig Musical aufgeführt wurde und dann kam ich in die Innenstadt von Füssen. Als ich den Bahnhof erreichte, kam gerade der Zug aus München an, viele Leute aller Nationalitäten stiegen aus, um die Königsschlösser zu besichtigen. Ich hatte ca 10 Minuten Zeit, ein schönes Wochenende und ein Fahrradticket an einem Automat zu kaufen. Ein Ehepaar mit Rädern half mir beim im Zug zwischen Ulm und Stuttgart Einsteigen, es stellte sich heraus, dass sie keine Fahrkarte hatten, ich bot an, sie mit meinem schönen Wochenende bis nach Augsburg mitzunehmen.

In Buchloe mussten wir noch einmal umsteigen und in Augsburg verabschiedete ich mich und suchte meinen weiteren Anschluss in Richtung Karlsruhe.
In Ulm und in Stuttgart musste ich noch einmal umsteigen und das letzte Stück im IRE von Stuttgart nach Karlsruhe war eine tolle Fahrt in neuen Doppelstockwagen.

Meine Tochter hatte in der Zwischenzeit den Führerschein gemacht und durfte mich mit dem Auto meiner Frau am Bahnhof abholen.

kleines Resumee

Einige wichtige Erkenntnise nahm ich von dieser Tour mit:

Starte mit Karte!
Auch wenn der Radweg noch so gut ausgeschildert ist, irgendwann kommt eine Baustelle und man ist gezwungen, eine Umleitung zu fahren. Da ist eine Landkarte kein überflüssiger Ballast.

Getränke kauft man am Besten in Drogeriemärkten,
denn die gibt es in jeder größeren Stadt in der Fußgängerzone. Bisher habe ich immer Plastikpfandflaschen gekauft, aber wenn es in den Innenstädten keine Supermärkte oder Getränkehandlungen gibt, muss man sich eben anders behelfen.

Unterwegs auch mal ein Spezi trinken
Kohlehydrate und Koffein bringen den Kreislauf, insbesondere bei schwülem Wetter, wieder in Schwung. Diese Erkenntnis hatte ich anscheinend verdrängt, ich hatte sie früher schon einmal befolgt und festgestellt, dass das nicht schlecht ist.

Auf jeden Fall einen alten Lappen mitnehmen
denn Radwege in Bayern sind sehr staubig und auf diese Weise kann man sein Rad wenigstens notdürftig von Staub befreien.

Ansonsten bin ich etwa 470 Kilometer quer durch Bayern gefahren, ich habe viel gesehen und viel erlebt und freue mich auf meine nächste Tour.